Das mehrteilige Erinnerungsprojekt auf dem Johannisplatz ist abgeschlossen. Seit heute (22. Mai) informieren auf der Grünfläche vor dem GRASSI-Museum, wo einst die 1943 zerstörte Johanniskirche stand, drei Tafeln an der Natursteinumfasssung der Grünfläche über die wechselvolle Geschichte dieses Ortes. Eine vierte hat die Verbindung der Kirche mit Leipzigs Reformationsgeschichte zum Thema. Auch ein benachbarter Erinnerungsort – der Alte Johannisfriedhof hinter dem Museumsbau – ist seit heute um ein Stück Historie reicher. Das schmiedeeiserne barocke Tor der Pomselschen Gruft, eines der letzten erhaltenen Gruftgitter dieses Friedhofs, ist restauriert und wieder aufgestellt worden.
„Ich freue mich, dass wir das 2012 begonnene Vorhaben nun komplett übergeben können“, erklärte Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal zum Erinnerungsprojekt Johannisplatz. „ Wir hatten eine Initiative des Johanniskirchturm e. V. aufgenommen, die besondere kultur- und stadtgeschichtliche Bedeutung dieses stadtbildprägenden Platzes mit Erinnerungszeichen auf der Grünfläche und Erläuterungstafeln wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Dafür haben wir, wie ich meine, eine gute Lösung gefunden.“ Gestaltet wurde das Erinnerungsprojekt von dem Leipziger Künstler Heinz-Jürgen Böhme, ausgeführt wurde es von der Leipziger Bronzegießerei Noack.
Die Johanniskirche ist eng mit der Reformationsgeschichte Leipzigs verbunden. Hier wurden 1522 und 1523 erste lutherisch inspirierte Predigten gehalten. Die Reformation konnte in Leipzig freilich erst 1539 nach dem Tod des Luther feindlich gesonnenen Herzogs Georg eingeführt werden. 1883 wurde nahe der Johanniskirche das von Johannes Schilling geschaffene Reformationsdenkmal aufgestellt, während des zweiten Weltkriegs wurde es zu Rüstungszwecken eingeschmolzen.
Mit Umsetzung des Erinnerungsprojektes wurden bereits 2015 auf der Rasenfläche eine kreisförmige Markierung im Bereich der ersten Grabstätte Johann Sebastian Bachs und eine rechteckige Kennzeichnung am Ort der früheren Bach-Gellert-Gruft in der Johanniskirche installiert. 1900 waren Johann Sebastian Bach und der Schriftsteller Christian Fürchtegott Gellert dorthin umgebettet worden. Nach der Zerstörung der Kirche fanden Bach in der Thomaskirche und Gellert auf den Südfriedhof ihre letzte Ruhestätte.
Die entsprechenden Informationstafeln befinden sich auf der Umfassungsmauer der Grünanlage.
Der Alte Johannisfriedhof, die älteste kommunale Begräbnisstätte Leipzigs, war in den 1990er Jahren saniert worden. Das nun wieder aufgestellte Tor der 1746 erbauten, inzwischen abgerissenen Pomselschen Gruft ist mit Hilfe von Denkmalfördermitteln des Freistaates Sachsen in der Leipziger Kunstschmiede Althammer restauriert worden. Gehalten wird es jetzt an seinem Originalstandort von einem Trägerrahmen.
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