Auch in diesem Jahr präsentiert sich die Universität Leipzig wieder mit innovativen Projekten vom 20. bis 24. März 2017 auf der CeBIT in Hannover, der weltgrößten Messe für Informationstechnik. In diesem Jahr unter anderem dabei: eine Plattform für einen leichteren Warentransport in der Logistik-Branche und Softwarelösungen für besseren Datenschutz und Methoden, um als Unternehmen gezielter die sozialen Netzwerke nutzen zu können.
Eine Plattform für einfachere Logistik
Die Logistik-Branche wird zunehmend komplexer. Wurden früher Produkte lediglich von A nach B transportiert, so werden sie heute über C, D und E nach B transportiert und dabei jeweils an den einzelnen Zwischenstationen weiterverarbeitet. Das bedeutet einen enormen logistischen Aufwand und ist insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen ressourcenintensiv. Da diese häufig über keinen eigenen Transporter oder Lagerhäuser verfügen, sind sie auf externe Dienstleister angewiesen. Doch diese zu finden und zu koordinieren, gestaltet sich oft schwierig. Prof. Bogdan Franczyk und sein Team von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig kamen daher auf die Idee, die Plattform Logistics Living Lab zu entwickeln, auf der Kunden und Dienstleister leicht miteinander in Kontakt treten können. Zudem ermöglicht es die Plattform, die Ware während des Transports mithilfe von daran angebrachten Sendern durchgängig überwachen zu können. Ist die Temperatur konstant ausreichend kühl? Wo gibt es Engpässe auf dem Transportweg? Wurde die Sendung beschädigt? All das lässt sich mit der Plattform koordinieren.
Einfacher Datenschutz auch bei komplexen Geschäftsbeziehungen
Ganz andere Probleme sind in Geschäftsabläufen im Bereich Datenschutz anzutreffen: „Beinahe jeder Prozess zwischen mehreren Unternehmen ist damit verbunden, Daten untereinander auszutauschen, seien es Geschäftsdaten, Kundendaten oder Daten zur eigentlichen Ware“, erklärt Franczyk. Jede der beteiligten Parteien hat hier andere Ansprüche. Zum einen gesetzliche, wenn es sich um internationale Handelsbeziehungen handelt. Zum anderen aber auch persönlich definierte, die zum Beispiel Geschäftsgeheimnisse betreffen. Daher entwickelten die Leipziger Wirtschaftswissenschaftler die Software PREsTiGE. Sie ermöglicht es, jedem beteiligten Unternehmen seine eigenen Regeln zum Datenschutz einzuspeisen. Dadurch kann sie insbesondere ermittelten, ob der Prozess so überhaupt ausgeführt werden darf – oder ob es einen Konflikt mit den Datenschutzansprüchen einer der beteiligten Geschäftspartner gibt.
„Die hohen Standards im Datenschutz zu gewährleisten, ist ein Vorteil für den Standort Deutschland, den es sich gegenüber anderen Ländern bewahren sollte“, fügt sein Kollege Prof. Rainer Alt vom Institut für Wirtschaftsinformatik hinzu. Alt und sein Forscherteam setzen sich in diesem Bereich mit der Transparenz und Kontrolle bei der Freigabe von Kundendaten an Unternehmen auseinander, etwa zu Werbezwecken. Sie haben beispielsweise mit LETSmart ein System entworfen, das rechtssicher und automatisiert den jeweiligen Unternehmen übermittelt, welche Einwilligungen und Einschränkungen die Kunden bezüglich ihrer Daten gegeben haben. Dadurch sollen zukünftig auch automatisiert geschlossene Verträge zwischen Maschinen möglich sein.
Soziale Medien für den Austausch mit den eigenen Kunden
Neben ihren Innovationen im Datenschutz präsentieren die Wirtschaftsinformatiker um Professor Alt auf der CeBIT auch neue Erkenntnisse zur Nutzung von sozialen Medien für Unternehmen. Zur Analyse von Diskussionen rund um das Unternehmen auf sozialen Plattformen, insbesondere Informationen im Kundenkontakt, haben sie in einem deutsch-brasilianischen Kooperationsprojekt lernende Algorithmen, Mustererkennungsverfahren oder andere Technologien der Computational Intelligence entwickelt, mit denen sich automatisiert Meinungen auf Facebook, Twitter oder Xing zu den eigenen Produkten auswerten oder die eigenen Kunden direkt in den Entstehungsprozess neuer Produkte einbeziehen lassen. Und nicht nur das: Die Forscher haben auch herausgefunden, wie sich mit Hilfe automatisierter Methoden soziale Medien auswerten lassen, um genauer die individuellen Präferenzen der Kunden zu erfassen und ihnen maßgeschneidert Angebote zusammenstellen zu können.
Darüber hinaus stellt die Forschungsgruppe erste Ergebnisse ihres Innovationsteams Fidipub vor. Projektziel ist eine Service- und Community-Plattform, die der Klein- und Kleinstverlagsbranche helfen soll, sich besser untereinander zu vernetzen: Sei es ein Grafiker, ein App-Entwickler oder ein Marketingexperte, der für ein Buchprojekt gesucht wird – die Plattform soll den Austausch zwischen den Beteiligten erleichtern.
Ihre Erkenntnisse im Bereich der sozialen Medien haben die Forscher zum einen im sogenannten Social CRM Research Center (www.scrc-leipzig.de) gebündelt, das sich insbesondere mit dem Transfer ihrer Innovationen in die Praxis befasst. Zum anderen haben sie diese auch in ihrem kürzlich erschienenen Buch „Social Customer Relationship Management – Grundlagen, Anwendungen und Technologien“ praxisorientiert zusammengefasst.
Intelligente Technologien für Gesellschaft und Medizin
Auch aus dem medizinischen Bereich präsentieren die Leipziger Wirtschaftswissenschaftler Innovationen, um neue Technologien nutzbar zu machen. Sogenannte Mensch-Technik-Interaktionen, wie etwa die intelligente Straßenlaterne. Sie soll nicht nur Menschen im Dunkeln den Weg weisen, sondern auch helfen, Strom zu sparen. Gelingen soll das, indem sie nur entlang des vorher anvisierten Weges aufleuchtet und zudem nur dann Licht spendet, wenn sich eine Person in ihrer Nähe befindet – alles gesteuert über die Signale des eigenen Smartphones. Ein anderes Beispiel ist die intelligente Therapie, bei der ständig mithilfe von Sensoren am Körper des Patienten dessen Blutdruck, Puls, Schlafrhythmus und andere Gesundheitsfaktoren gemessen und an den Arzt weitergegeben werden, sobald der Patient zustimmt. Dadurch lässt sich ein feineres Bild seines Krankheitsverlaufs zeichnen und der Erfolg der Therapie besser beurteilen.
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