Sich einfach mal in den Kopf eines Roboters hineinversetzen und die Welt durch seine Augen sehen – das können Besucher der IT-Messe CeBIT in Hannover am Stand der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig). Genauer gesagt kann man über eine Virtual-Reality-Brille (VR-Brille) durch die Augen des Nao-Fußballroboters „Gargamel“ schauen und durch Kopfbewegungen die Blickrichtung steuern. Die zugehörige Software entwickelte der Informatik-Absolvent Marcel Göbe im Rahmen seiner Bachelorarbeit für das Nao-Team HTWK, in welchem er gemeinsam mit aktuell 15 anderen Studierenden und Absolventen Robotern das Fußballspielen beibringt.
„Damit ein Roboter Fußball spielen kann, muss er unter anderem Spielfeld und Ball sicher erkennen und seine Gegner von seinen Mitspielern unterscheiden. Manchmal ist es uns rätselhaft, warum der Roboter den Ball nicht erkennt, selbst wenn er direkt vor ihm liegt, oder einen anderen Roboter umrennt. Über die VR-Brille können wir in den Roboter schlüpfen und so hoffentlich schneller die Ursachen für Programmierfehler finden“, erklärt Marcel Göbe.
Doch auch jenseits des Roboterfußballs könnte die die Technologie zum Einsatz kommen. Informatik-Professor Klaus Bastian erklärt: „Ein großer Teil der Robotik beschäftigt sich aktuell damit, wie Roboter im medizinischen und therapeutischen Kontext eingesetzt werden können. Die Nao-Roboter wurden beispielsweise schon in der Demenz- und Autismus-Therapie sowie im Schulunterreicht getestet. Ein Psychotherapeut könnte in Zukunft über die VR-Brille den Roboter steuern, ohne dafür vor Ort zu sein.“ Für wen eine solche Therapieform geeignet sein könnte, müssen Psychologen und Mediziner erforschen. Technisch möglich, so zeigt die HTWK Leipzig auf der CeBIT, ist es jedenfalls schon heute – und alle Messebesucher sind herzlich eingeladen, sich per VR-Brille in den Fußballroboter hineinzuversetzen.
Der Stand der HTWK Leipzig findet sich am Gemeinschaftsstand „Forschung für die Zukunft“ in Halle 6, Stand B 24 der CeBIT in Hannover vom 20. bis 24. März 2017.
Hintergrund: Beim Nao-Fußball besteht die Herausforderung nicht im Bau der Roboter, sondern in deren Programmierung. Jedes Jahr treten Hochschulteams aus aller Welt beim RoboCup, der Weltmeisterschaft im Roboterfußball, in verschiedenen Ligen gegeneinander an. Bei der Weltmeisterschaft 2016 in Leipzig errang das Nao-Team HTWK den dritten Platz – gehört also zu den weltbesten Teams. Zwischen den Meisterschaften arbeiten die menschlichen Teammitglieder kontinuierlich an der Optimierung der Software der Roboter. Denn, so das erklärte Ziel des Roboterfußballs: Bis 2050 soll ein Fußballroboterteam den amtieren menschlichen Weltmeister besiegen.
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