Zum 15. Leipziger Symposium zur Kinder- und Jugendstimme diskutieren Wissenschaftler aus ganz Deutschland vom 24. bis 26. Februar über das „Bezugssystem Stimme“. Dabei geht es vor allem um die Bedeutung der Stimme beim Aufbau und der Pflege von Beziehungen zu anderen Menschen, den Bezug zur eigenen Stimme und um die Rolle der Stimme in der Musiktherapie wie im Kinderchor. Forscher der Leipziger Universitätsmedizin stellen auf der Tagung neue Erkenntnisse zur Stimmentwicklung mit Daten aus der LIFE-Studie vor.

„Setz dich endlich ordentlich hin!“ – Bereits der Tonfall vermittelt Kindern wie ernst es steht, wenn Mama oder Papa wiederholt ermahnen. Denn nachdem ein Kleinkind eine Beziehung zur eigenen Stimme entwickelt hat, kommunizieren sie mit ihren engsten Bezugspersonen – verbal und vokal. Neben den Eltern sind besonders Erzieher und Lehrer gefragt, die stimmliche Entwicklung der Kinder positiv zu beeinflussen. Viele Stimmstörungen im Kindesalter gehen auf eine gestörte Kommunikation in der Familie bzw. im sozialen Umfeld zurück.

Diesen thematischen Bogen schlägt das diesjährige Leipziger Symposium zur Kinder- und Jugendstimme. Unter dem Motto „Bezugssystem Stimme“ beschäftigen sich die Vorträge und Workshops unter anderem mit der Beziehung zur eigenen Stimme, mit Stimmstörungen bei Kindern, mit der Bedeutung des Singens in der Schwangerschaft bis hin zu Aspekten der chorleiterischen Arbeit. Das Symposium wird in Kooperation mit dem Arbeitskreis Musik in der Jugend sowie der Leipziger Hochschule für Musik und Theater veranstaltet. Etwa 500 Teilnehmer werden dazu in Leipzig erwartet darunter Ärzte, Wissenschaftler, Logopäden, Chorleiter, Stimmbildner, Erzieher, Lehrer und Psychologen.

Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät präsentieren Ergebnisse einer Stimmfeldmessung von rund 5000 Erwachsenen und Kindern, die im Rahmen der Studie des Leipziger Forschungszentrums für Zivilisationserkrankungen (LIFE) untersucht wurden. „Wir konnten weltweit erstmals bei einer so großen Gruppe die Normwerte einer Stimme definieren. Diese Werte sind ein wichtiger Parameter für die klinische Untersuchung von Stimmstörungen und für die medizinische Begleitung der Stimmentwicklung“, erklärt Prof. Dr. Michael Fuchs, Professor für Phoniatrie und Pädaudiologie an der Universität Leipzig und Leiter des Symposiums. „Ein überraschendes Ergebnis war, dass stimmgesunde Frauen ihre Sprechstimme deutlich tiefer einsetzen als vor etwa 20 Jahren und als in Fachkreisen gemeinhin angenommen. Statt einer ganzen Oktave liegt die Frauenstimme nur noch etwa eine Quinte – also die Hälfte des Wertes – über der Männerstimme“, erörtert Prof. Dr. Michael Fuchs, Leiter der Sektion für Phoniatrie und Audiologie am Universitätsklinikum Leipzig.

Auch der gesellschaftliche Status beeinflusst die Stimme: „Die Daten der LIFE Erwachsenen-Studie zeigen, dass ein höherer sozioökonomischer Status mit einer größeren Sprechstimmdynamik und einem größeren Sprechstimmumfang einhergeht“, erläutert Dr. Thomas Berger, Facharzt für HNO-Heilkunde am Universitätsklinikum Leipzig. Weiterhin war die Stimme von aktuellen Rauchern in der Stichprobe deutlich tiefer. Zwischen Nichtrauchern und ehemaligen Rauchern zeigten sich jedoch kaum Unterschiede. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass die Stimmveränderungen durch das Rauchen reversibel sind.

Das Tagungsprogramm.

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