Der 19-jährige Franz Schubert beendete seine 4. Sinfonie 1816. Die erste Aufführung fand jedoch erst 33 Jahre später am 19. November 1849, an Schuberts Todestag, in Leipzig durch das „Euterpe“-Orchester und auch nicht im Gewandhaus, sondern im Saal der Buchhändlerbörse statt. Eine Aufführung dieser Sinfonie zu Schuberts Lebzeiten gab es wahrscheinlich nicht. Die 4. Sinfonie ist neben der „Unvollendeten“ die einzige Moll-Sinfonie des Komponisten. Mit der Bezeichnung „tragisch“, die erwiesenermaßen tatsächlich von Schubert stammt, ist die Grundtonart c-Moll des Werkes gemeint, die sich schon in der langsamen Einleitung des 1. Satzes zeigt.
Antonin Dvořák äußerte sich 1894 begeistert: „So setzt einen in Verwunderung, daß so ein junger Mensch die Kraft hatte, sich mit solch tiefem Pathos auszudrücken …“ Und er rühmte die „Anwendung der Blechbläser nicht als ,Lärmmacher‘, sondern mit zarter Intonation zur Sicherung voller und warmer Klänge“.
Wohl kaum ein Werk der Musikgeschichte ist aufgrund seiner Entstehungsumstände mit so vielen Mythen verknüpft worden wie Mozarts „Requiem“. Im Juli 1791, fünf Monate vor dem Tod des Komponisten, erschien bei ihm ein Bote, der eine Totenmesse bestellte. Es war der Verwalter Leutgeb des Grafen Franz Walsegg zu Stuppach. Der Graf hatte vor einigen Jahren seine Frau verloren, wollte nun ein Requiem für sie komponieren lassen, doch dieses Werk als sein eigenes ausgeben. Mozart skizzierte etwa 40 Seiten der Partitur, musste die Arbeit aber zugunsten seiner Opern „Die Zauberflöte“ und „La clemenza di Tito“ liegen lassen. Hinzu kam, dass er durch eine schwere Erkrankung und seinen frühen Tod am 5. Dezember 1791 das Requiem nicht mehr fertigstellen konnte. Es bricht im „Lacrimosa“ nach den ersten acht Takten ab. Mozarts Frau Constanze beauftragte schließlich Mozarts Schüler Joseph Eybler und Franz Xaver Süßmayr, das Werk zu vollenden. Vermutlich arbeiteten aber auch andere Komponisten an der Vervollständigung der Partitur mit, die dem Boten des Grafen im Folgejahr übergeben wurde. Das mit vier Vokalsolisten, Chor und kleinem klassischen Orchester besetzte Werk ist ohne hohe Holzbläser (Flöten und Oboen) besetzt, wobei die dunklen Bassethörner den düsteren Klang noch verstärken.
In den beiden Aufführungen der HMT erklingt die Requiem-Fassung von Robert Levin.
Beste Özçelebi studiert Komposition im 4. Semester Master bei Prof. Claus-Steffen Mahnkopf. Ihr 2016 entstandenes Werk Kuşların Diliyle („Die Konferenz der Vögel“) ist die türkische Übersetzung der Sufi-Dichtung Mantiq-ut-Tayr, die im persischen Original aus 4500 Versen besteht und von Farid ud-Din Attar, bekannt als Attar von Nishapur, im 12. Jahrhundert verfasst wurde.
Dort wird erzählt, wie sich die Vögel der ganzen Welt versammeln, um zu entscheiden, wer ihr König sein soll, da sie bislang noch keinen haben. Der Wiedehopf – als der weiseste aller Vögel – rät, man solle den legendären Simorgh suchen, ein Vogelwesen aus der persischen Mythologie (in etwa vergleichbar mit dem Phönix; außerdem bedeutet si morgh im Persischen „dreißig Vögel“). Auf ihrer Suche führt der Wiedehopf die Vögel an, wobei jeder von ihnen eine menschliche Schwäche repräsentiert, die den Menschen daran hindert, die Erleuchtung zu erreichen. Die Vögel müssen sieben Täler durchqueren, um den Simorgh zu finden: Talab (Sehnsucht), Ishq (Liebe), Ma’rifat (Erkenntnis), Istighnah (Loslösung), Tawheed (Einheit Gottes), Hayrat (Verwirrung) und schließlich Fuqur und Fana (Selbstlosigkeit und Selbstauflösung in Gott). Sie stehen für die einzelnen Schritte eines Sufi auf seinem Weg, das wahre Wesen Gottes zu erkennen.
Schließlich erreichen von Tausenden Vögeln nur 30 den Wohnsitz des Simorgh, den Berg Qaf. Dort finden sie einen Spiegel, in welchem sie lediglich ihr eigenes Bild, nicht aber den mystischen Simorgh, erblicken. Als die Vögel diese Wahrheit begreifen, haben sie die selbstgenügsame Existenz erreicht.
Das Hochschulsinfonieorchester wird an beiden Abenden von Matthias Foremny, seit 2014 Dirigierprofessor an der HMT, und von Studierenden geleitet.
Freitag, 20.01.2017, 19:30 Uhr, Grassistraße 8, Großer Saal
Samstag, 21.01.2017, 19:30 Uhr, Grassistraße 8, Großer Saal
Karten zu 9 €, ermäßigt 6 € und HMT-Studierende 2,50 € unter Tel. 0341/2144-615 (Mo-Fr 13-15 Uhr)
In eigener Sache: Lokaler Journalismus in Leipzig sucht Unterstützer
https://www.l-iz.de/bildung/medien/2017/01/in-eigener-sache-wir-knacken-gemeinsam-die-250-kaufen-den-melder-frei-154108
Keine Kommentare bisher