Vom 6. bis 8. Januar 2017 findet zum siebten Mal die bundesweite „Stunde der Wintervögel“ statt: Der NABU Sachsen und die Naturschutzjugend NAJU Sachsen rufen Naturfreundinnen und Naturfreunde auf, eine Stunde lang die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zu zählen und zu melden. Im Mittelpunkt der Aktion stehen vertraute und oft weit verbreitete Vogelarten wie Meisen, Finken, Rotkehlchen und Spatzen.

In den vergangenen Monaten erreichten den NABU bundesweit vermehrt Meldungen, dass die zu dieser Jahreszeit üblichen Vögel am Futterhäuschen oder im Garten vermisst werden. Vermutet wird dabei oft ein Zusammenhang mit der Vogelgrippe, den der NABU aber nicht bestätigen kann, da Singvögel nicht von der Geflügelpest befallen werden. Möglich ist also, dass es sich beim vermuteten Fehlen der Gartenvögel lediglich um einen psychologischen Effekt handelt, hervorgerufen durch zahlreiche Medienberichte über verschiedene Vogelkrankheiten. Andererseits zeigen erste Auswertungen von gesammelten Beobachtungen, dass in der Tat einige Arten wie Kohl- und Blaumeisen, aber auch Eichelhäher und Amseln, in diesem Jahr deutlich weniger häufig beobachtet werden.

„Erst die große und bundesweit durchgeführte ‚Stunde der Wintervögel‘ wird klären können, ob es in diesem Winter wirklich außergewöhnlich wenige Vögel gibt. Je mehr Teilnehmer, desto genauer werden die Ergebnisse sein. Die gesammelten Meldungen werden uns auch verraten können, welche Vogelarten und welche Regionen besonders betroffen sind und damit wertvolle Hinweise auf mögliche Ursachen liefern. Daher freuen wir uns, wenn möglichst viele Menschen mitmachen“, sagt NABU-Vogelschutzexperte Karsten Peterlein von der Wildvogelhilfe Leipzig. Denkbar wäre, so Peterlein, ein geringerer Zuzug von Vögeln aus dem Norden und Osten oder dass viele Vögel aufgrund des bisher sehr milden Winters auch außerhalb der Gärten noch viel Nahrung finden. Genauso sei es aber auch möglich, dass heimische Gartenvögel im vergangenen Jahr besonders wenige Jungvögel aufgezogen haben. Häufig wurde auch beobachtet, dass die Vögel aufgrund von landschaftlicher Veränderung aus ihrer gewohnten Umgebung vertrieben wurden.

Bei Amseln und Grünfinken rechnen die Forscher mit Auswirkungen wegen aufgetretener Vogelkrankheiten: Mit Spannung erwartet wird das Ergebnis zum Amsel-Bestand. Denn im Herbst 2016 kam es in Teilen des Landes erneut zu einem Amselsterben durch das Usutu-Virus, über 1300 Verdachtsfälle wurden dem NABU gemeldet. Ein Vergleich der Amselzahlen in den betroffenen Regionen mit denen Usutu-freier Gebieten wird zeigen, welche Auswirkungen diese neue Vogelkrankheit auf die Bestände hatte. Das sogenannte „Grünfinkensterben“ (Trichomoniasis) wird dagegen durch einen einzelligen Parasiten ausgelöst, der die Art vor allem im Umfeld sommerlicher Vogelfütterungen befällt. Seit einigen Jahren tritt es gehäuft in Deutschland auf, und seit 2014 haben die Forscher einen deutlichen Rückgang der Grünfink-Zahlen festgestellt. Sie befürchten eine Fortsetzung dieses Trends.

Mancher Vogelfreund wird am Zählwochenende vielleicht auch eine freudige Entdeckung machen können: Denn die nur unregelmäßig aus dem hohen Norden nach Deutschland wandernden exotisch anmutenden Seidenschwänze sind in diesem Jahr anscheinend vermehrt unterwegs. Auch das Ausmaß dieses Einflugs wird sich aus den Zählergebnissen ablesen lassen.

Das pure Interesse und die Freude an der Vogelwelt reichen zur Teilnahme aus, eine besondere Qualifikation ist für die Wintervogelzählung nicht nötig. Und so funktioniert es: Von einem ruhigen Beobachtungsplätzchen im eigenen Garten oder einer anderen Stelle im besiedelten Raum (Dörfer und Städte) aus wird von jeder Art die höchste Anzahl notiert, die innerhalb einer selbstgewählten Beobachtungsstunde gleichzeitig zu beobachten ist. Die festgestellten Anzahlen können dann im Internet unter www.stundederwintervoegel.de bis zum 16. Januar gemeldet werden, die Ergebnisse werden dort ausgewertet und regelmäßig aktualisiert. Zudem ist am 7. und 8. Januar jeweils von 10 bis 18 Uhr die kostenlose Rufnummer 0800-1157-115 geschaltet.

Der NABU Sachsen lädt im Rahmen der Mitmachaktion dazu ein, „Wintervögel“ aus Schnee zu bauen und Fotos davon an landesverband@NABU-Sachsen.de zu senden. Die „Schneevögel“ werden beim NABU Sachsen veröffentlicht. Unter den Einsendern verlost der NABU Sachsen drei Naturbücher „Vögel füttern im Winter“.

Bei der letzten „Stunde der Wintervögel“ im Januar 2016 beteiligten sich in Sachsen fast 4.700 Vogelfreunde, bundesweit über 93.000 Menschen. Insgesamt gingen Meldungen aus 63.000 Gärten und Parks mit über 2,5 Millionen gezählten Vögeln ein. Der Haussperling ergatterte damals den Spitzenplatz als häufigster Wintervogel in Deutschlands Gärten, die Kohlmeise Platz zwei. Auf den Plätzen drei bis fünf folgten Blaumeise, Feldsperling und Amsel.

Im Rahmen der „Schulstunde der Wintervögel“ vom 9. bis 13. Januar bietet die NAJU auf www.NAJU.de/SdW  Zählkarten, ein Poster und ein Wintervogel-Quiz für Kindergruppen und Schulklassen an. Bei fünf Aktionen lernen sie Vögel und ihre Anpassungsstrategien an die kalte Jahreszeit kennen. Die Zählergebnisse der Kinder fließen ebenfalls in die NABU-Auswertung ein.

Informationen zur Aktion unter www.stundederwintervoegel.de

Ein Video, das zeigt, wie man einfach selbst einen Futterspender für Vögel bauen kann:

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