Das selbstbewusste Spielzeitmotto 2016/17 wurde bisher überragend eingelöst. WiR steht für die gewachsenen Erfolge, die noch einmal im Jahr 2016 gesteigert werden konnten: durch internationale Aktivitäten (Polen, Israel, Österreich, Südtirol, Schweiz), bundesweite Gastspiele und Festivals wie die Ruhrfestspiele Recklinghausen, und natürlich in Leipzig mit über 780 Vorstellungen und darüber hinaus mit Angeboten der Jungen Wildnis, der Theaterpädagogik im TdJW, für Schüler, Lehrer, Erzieher, Studenten und Erwachsene. Allein beim 7. Deutschen Kinder-Theater-Fest, das von der Jungen Wildnis im TdJW unter dem Motto „Wir bleiben wach!“ organisiert wurde, setzten sich 140 Kinder mit ihren Produktionen mit sechs Stücken und einem internationalen Gastspiel in Szene und tauschten sich vier Tage intensiv aus.

Fast in den Hintergrund geraten dabei die vielen Preise, Auszeichnungen und Festivaleinladungen. Den vierten Preis des Jahres 2016 erhielt das TdJW im November: für die Inszenierung „Brennpunkt: X“ und die Arbeit des Theaters insgesamt bekam das TdJW den Sonderpreis des Sächsischen Förderpreis für Demokratie. Zudem wurde das TdJW 2016 ausgezeichnet mit dem Theaterpreis des Bundes, dem Preis des Sächsischen Theatertreffens und dem Mixed-Up-Preis in der Kategorie Elternbeteiligung der Initiative Kultur macht Schule.

Festivaleinladungen wie zu den Ruhrfestspielen Recklinghausen oder dem Festival Szene Bunte Wähne sind ebenfalls Auszeichnungen und bewirken die Botschafterfunktion des TdJW für die Kulturstadt Leipzig. Auch 2017 wird das Theater mit zwei Produktionen auf den Ruhrfestspielen dabei sein. Am Montag verkündete das Festival die Einladung von „Titus“ von Jan Sobrie in der Regie von Jürgen Zielinski und die deutschsprachige Erstaufführung von „Rose Rose Rose“ von Malin Axelsson, Karin Serres und Marianne Ségol in der Regie von Jörg Wesemüller.

Jürgen Zielinski: Wir gehen Wagnisse ein

Jürgen Zielinski, Intendant des TdJW, kommentiert die positive Entwicklung: Das Theater setzt bei seinen vielfältig gefragten Stücken in Leipzig und anderswo – 50 Gastspiele in 15 Städten – nicht auf gefällige und leichte Kost, im Gegenteil. Unsere Themen waren Jugend im Krieg („Zwei im Dunkeln“), Theater mit Geflüchteten in „Brennpunkt: X“, lautpoetisches nach Schwitters Ursonate für Kinder in „Rinnzekete“, Shakespearestoff nach Franz Fühmann als Familientheater zu Weihnachten mit „Das Wintermärchen“ und jugendtheatrale Neubeleuchtungen im Klassiker Projekt „Jeanne d’Arc“.

Dabei gehen wir auch künstlerische Wagnisse ein. Es gab vier Ur-bzw. Erstaufführungen und zwei Performanceentwicklungen in internationalen Kontexten: in Breslau zu den Feierlichkeiten zur Kulturhauptstadt Europas mit „Marmolada – Home Sweet Home“ und Israel mit „Pionier // Out of the Box“. Hier wird Ende Mai die abschließende Phase mit Performance in Israel stattfinden.

Das auch eine große und durchaus zeitkritische Revue „Abgefahren in Leipzig West“ entwickelt und produziert wurde, die 70 Jahre TdJW und Leipziger Themenschwerpunkte ins Visier und teilweise aufs Korn nahm, ist auch eine Eloge an unser Publikum. An das WIR – zu verstehen als innigliche Verbundenheit zwischen Theater und seinem treuen wie neuem Publikum.

Und das Publikum kam reichlich, auch jenseits der Weihnachtszeit: Über 60.690 Besucher nahmen 2016 an einer der 782 Vorstellungen teil. Die Auslastung betrug inklusive eigenen Gastspielen 90,6 Prozent. Hinzu kommen knapp 11.946 Teilnehmer bei den 564 Veranstaltungen der Jungen Wildnis, der Theaterpädagogik des TdJW. Die Sonderveranstaltungen, wie beispielsweise „Marmolada – Home Sweet Home“ in Breslau, brachten noch einmal 2.672 Gäste.

Die weitere Spielzeit wird furios: Deutschsprachige Erstaufführung, Tanztheater und ein Stück zum jüdischen Fußballer Julius Hirsch

Furios startet das Theater der Jungen Welt ins Jahr 2017. Die zweite Spielzeitphase beginnt mit zwei Uraufführungen und einer deutschsprachigen Erstaufführung. Drei Produktionen für unterschiedliche Altersgruppen werden derzeit parallel geprobt und bieten breitgefächerte Inhalte: Das Puppentheater „Die süßesten Früchte“ [4 plus], das Pubertätsdrama „Rose Rose Rose“ [13 plus] von Malin Axelsson, Karin Serres und Marianne Ségol und die tanztheatralische Aufführung „Bräute“ [16 plus], choreographiert von Heike Hennig.

„Diese drei Produktionen spiegeln nicht nur den TDJW-typischen Altersspagat, sondern auch die Besonderheit unseres Theaterschaffens. Dass die deutschsprachige Erstaufführung ‚Rose Rose Rose‘ eine dreisprachige Inszenierung ist und sich das Tanztheater den aktuellen, wie brisanten Fragen unterschiedlicher multikultureller Brautrituale widmet, spiegelt auch den Reiz des Theatermachens unseres außergewöhnlichen und generationsübergreifenden kleinen Stadttheaters“, so Jürgen Zielinski.

Flankiert wird die erste Inszenierungsphase mit einem außergewöhnlichen Projekt der Theaterpädagogik. In „Home Storys“ können Besucher in einer extra dafür angemieteten Wohnung die Geschichten der abwesenden Bewohner erkunden. Wie leben diese unbekannten Menschen, was sagt ein Gebetsteppich eine Yogamatte oder ein Kruzifix über die Bewohner aus? Eine theatrale Entdeckungsreise bei der die Zuschauer zu Akteuren werden.

Als Theater mit Geschichte widmet sich das Theater der Jungen Welt ab Ende Februar dem jüdischen Fußballer Julius Hirsch, der in den 1910er Jahren in der deutschen Nationalmannschaft gespielt hat. Initiiert und gefördert durch die DFB-Kulturstiftung hat das TdJW den Erfolgsautor Jörg Menke-Peitzmeyer, der erst im Dezember 2016 mit dem Deutschen Kinder- und Jugendtheaterpreis ausgezeichnet wurde, beauftragt, ein Stück über den Sportler und seine Biografie zu schreiben. Näheres dazu jedoch erst ab dem 20. Februar um 11 Uhr. Hier möchten wir erstmals einen öffentlichen Probenbeginn veranstalten. Mit Vertretern aus Kultur, Sport und Stiftungsvertretern und vielen anderen.

Neues zum 70. Geburtstag: Showcase und Jubiläumsbuch

Erstmal geht es international weiter: Nächste Woche, vom 25. bis 30. Januar 2017, lädt das Theater der Jungen Welt zum Showcase + International Get Together „Crossing Borders/Grenzenlos“. Theatermacher aus aller Welt tauschen sich in Workshops und Diskussionsrunden über aktuelle Tendenzen und Arbeitsweisen internationaler Kooperationen im Kinder- und Jugendtheater aus. Und sie werden die Arbeit des TdJW kennenlernen – durch den Besuch von ausgewählten Produktionen.

Erwartet werden Gäste aus Frankreich, Algerien, Israel, Schweden, den Niederlanden, der Schweiz, Polen, Belgien und Georgien. Neben den Produktionen des TdJW wird auch ein Gastspiel des Chemnitzer Figurentheaters zu sehen sein. Es zeigt am 29. Januar „Die Goldene Gans“ für Kinder ab vier Jahre.

Wir möchten Sie am 26. Januar um 14 Uhr zu einem Treffen mit den Gästen und der Leipziger Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke ins TdJW einladen.

Zur Buchmesse wird zudem die 180 Seiten starke Jubliäumspublikation „70 Jahre Zukunft“ erscheinen mit zahlreichen Geschichten, Anekdoten und Comics rund um die Vergangenheit des TdJW. Sie ist im Theater zum Sonderpreis von 12,50 Euro erhältlich.

www.tdjw.de

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