Die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig vergibt den „Günter-Eich-Preis“ 2017 an die österreichische Schriftstellerin Friederike Mayröcker. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung wird im Rahmen des Sommerfestes der Medienstiftung auf dem Mediencampus „Villa Ida“ in Leipzig stattfinden. Der genaue Termin wird rechtzeitig bekanntgegeben.

„Gleich von zwei Sendern wurde Friederike Mayröcker in diesem Jahr für unseren Preis nominiert – entsprechend einhellig fiel auch das Ergebnis der Jury aus“, so Stephan Seeger, Geschäftsführender Vorstand der Medienstiftung und Direktor Stiftungen der Sparkasse Leipzig. „Fast 50 von Friederike Mayröcker seit 1968 erarbeitete Hörspiele belegen, dass sie die Gattung nicht nur ernst genommen, sondern in vielerlei Richtungen ihre Grenzen ausgelotet und auch verschoben hat.“

Friederike Mayröcker, geboren am 20. Dezember 1924 in Wien, gehört zu den renommiertesten, produktivsten und innovativsten Schriftstellerinnen deutscher Sprache. Ab 1939 veröffentlichte sie erste literarische Arbeiten, seit 1946 Gedichte, 1956 erfolgte mit „Larifari“ ihre erste selbständige Publikation. Die Welt des Hörspiels betrat sie gemeinsam mit Ernst Jandl und dem Stück „Fünf Mann Menschen“, das 1968 für den SWF entstand – ein knapp fünfzehnminütiges Stück, das dem sogenannten Neuen Hörspiel in Deutschland zum Durchbruch verhalf. In den folgenden Jahren entstanden in Zusammenarbeit mit Ernst Jandl noch einige weitere Hörspiele, bald jedoch auch eigenständige Werke, die, oftmals von ihr selbst stimmlich interpretiert, mit Regisseuren wie Heinz von Cramer, Klaus Schöning, Ulrich Gerhardt oder Götz Fritsch und Kompositionen von u. a. Gerhard Rühm, Mauricio Kagel und Pierre Henry realisiert wurden.

Das Hörspiel müsse „akustisch befriedigen, faszinieren, reizen, d.h. der akustische Vorgang muss beim Hörer eine ganz bestimmte Reaktion hervorrufen, etwas, das in der Nähe des musikalischen Genusses liegt, aber statt von Tönen von Worten und Geräuschen ausgelöst ist“, formulierte sie bereits 1969 anlässlich der Verleihung des Hörspielpreises der Kriegsblinden für „Fünf Mann Menschen“ ihren Anspruch an die Gattung.

Friederike Mayröcker wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Georg-Trakl-Preis für Lyrik (1977), dem Else-Lasker-Schüler-Lyrikpreis (1996) und dem Georg-Büchner-Preis (2001). Seit 2015 ist sie Ehrenbürgerin der Stadt Wien.

Die Jury unter Vorsitz von Wolfgang Schiffer (ehem. Hörspielleiter des WDR) würdigte Mayröckers Verdienste um die Gattung. Ihren 1969 selbst formulierten Anspruch löse ihr eigenes Radiowerk ein, Mayröcker finde „in souveräner Weiterführung von konkreter Poesie zu einer völlig eigenen Tonlage.“ Die Jury weiter: „Mit Stücken wie ‚Die Umarmung nach Picasso‘ hat bei ihr das Hören das Sehen gelernt. Das Singen beherrscht es ohnehin längst im einzigartigen Werk der Friederike Mayröcker.“

Der von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig zum sechsten Mal ausgeschriebene „Günter-Eich-Preis“ richtet sich an Autorinnen und Autoren, die dem Radiogenre „Hörspiel“ ein Oeuvre von inhaltlicher und formaler Kompetenz gewidmet haben. Er wird im jährlichen Wechsel mit dem „Axel-Eggebrecht-Preis“ für das Radio-Feature verliehen. Bisherige Preisträger waren Alfred Behrens (2007), Eberhard Petschinka (2009), Hubert Wiedfeld (2011), Jürgen Becker (2013) sowie Ror Wolf (2015).

Weitere Informationen im Internet unter: www.leipziger-medienstiftung.de

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