Am Universitätsklinikum Leipzig haben Schüler der Medizinischen Berufsfachschule vorübergehend die Führung einer Station in der Kinderklinik übernommen. Die Auszubildenden der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege im 3. Lehrjahr kümmern sich eigenverantwortlich um nahezu alle täglichen Arbeiten auf der Station – von der Betreuung der kleinen Patienten und Gesprächen mit deren Eltern über die Aufnahme und Entlassung bis hin zu Hygienearbeiten oder der Vorbereitung von Medikamenten. Dabei werden sie von erfahrenen Praxisanleitern unterstützt. Das Projekt findet zum ersten Mal am UKL statt.

„Für die Schüler stellt dieser Perspektivwechsel eine besondere Herausforderung dar, denn sie haben nun, kurz vor dem Ende ihrer Ausbildung, die Möglichkeit, selbstständig zu arbeiten sowie sich als Team zu organisieren und abzustimmen“, sagt Kathleen Horn, die als Lehrerin in der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege in der Medizinischen Berufsfachschule des UKL (MBFS) arbeitet. Zusammen mit den beiden Praxisanleiterinnen Caroline Jung und Tina Kilian hat sie das Projekt federführend organisiert.

Jeweils eine Woche lang sind die beiden MBFS-Klassen im 3. Lehrjahr auf der Station E 1.2 im Praxiseinsatz. Während der Montag zur Vorbereitung und Einweisung genutzt wird, beginnt am Dienstag die Arbeit im Schichtdienst: Im Früh-, Spät- und Nachtdienst sind die Auszubildenden für die Patienten da, dokumentieren ihre Tätigkeiten und leiten Eltern bei der Pflege ihrer Kinder an. Die angehenden Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger und -pflegerinnen übernehmen so fast alle Aufgaben, die im Stationsalltag anfallen. Im Hintergrund immer dabei: erfahrene Pflegekräfte und Praxisanleiter, die nicht nur seit vielen Jahren in der Krankenpflege und Kinderkrankenpflege arbeiten, sondern auch teilweise eine entsprechende Zusatzqualifikation haben. Wie ein Schatten begleiten sie die Schüler, greifen aber nur ein, wenn es notwendig ist oder bestimmte Aufgaben ihre Unterstützung erfordern. Zusätzlich schätzen sie die Arbeit der Azubis ein und können ihnen so Hinweise zur Vorbereitung auf die in wenigen Monaten anstehenden Abschlussprüfungen geben.

Die Pflegekräfte und Praxisanleiter kommen von verschiedenen Stationen des Uniklinikums, sagt Caroline Jung: „Viele Kollegen aus anderen Bereichen unterstützen uns in dieser Zeit. Der Austausch untereinander ist da ein positiver Nebeneffekt.“ Auch im Team der Station E 1.2, wo das Pilotprojekt läuft, sei der Rückhalt groß und jeden Tag jemand dabei, wenn die Schüler die Führung der Station übernehmen. „So haben wir die Möglichkeit, uns bei der Handhabung von bestimmten Abläufen oder Fragen einfach abzustimmen“, so die Praxisanleiterin.

Dass sich die Station schnell bereit erklärt hat, das Projekt zu unterstützen, hat die Organisatoren besonders gefreut. „Da dies eine interdisziplinäre Station ist, bietet sich den Auszubildenden hier eine große Herausforderung: Die Patienten sind zwischen 0 und 18 Jahren alt und haben unterschiedlichste Erkrankungen. Von Infektionen über die Betreuung nach HNO-Eingriffen, seltenen Erkrankungen oder die Frühgeborenen-Nachsorge können die Schüler hier so gut wie alles kennenlernen“, sagt Kathleen Horn.

Fast ein Jahr Vorarbeit war notwendig, damit dieser besondere Praxiseinsatz möglich werden konnte. Kathleen Horn und Caroline Jung erhoffen sich, dass das Projekt sowohl bei den Eltern wie auch bei den kleinen Patienten und allen Mitwirkenden gut ankommt und nicht zuletzt die Azubis positive Eindrücke aus dieser Woche mitnehmen. Wenn das Projekt Erfolg hat, soll es dauerhaft als Bestandteil der Ausbildung am UKL etabliert und auf weitere Stationen ausgedehnt werden, so der Wunsch der Organisatorinnen.

Die ersten Schüler sind nach ihrem Einsatz jedenfalls begeistert: „Der erste Tag war stressig, aber dann lief es sehr gut und es hat Spaß gemacht, sich selbst organisieren zu können“, sagt Azubi Lisa Köberling. Vivien Plickert, ebenfalls angehende Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin, pflichtet ihr bei: „Wir konnten viele Aufgaben übernehmen, die wir sonst nicht haben. Es dauert ein bisschen, aber man fuchst sich in alles rein.“

In eigener Sache: Lokaler Journalismus in Leipzig sucht Unterstützer

https://www.l-iz.de/bildung/medien/2017/01/in-eigener-sache-wir-knacken-gemeinsam-die-250-kaufen-den-melder-frei-154108

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar