Nach der feierlichen Eröffnung mit rund 500 geladenen Gästen am Freitagabend, konnten Besucher am Samstag, den 28. Januar 2017 erstmalig das neue 360°-Panorama „Titanic – Die Versprechen der Moderne“ von Yadegar Asisi im Panometer Leipzig sehen. Im Maßstab 1:1 führt das Rundbild auf etwa 3.500 Quadratmetern zum gesunkenen Wrack der RMS Titanic in 3.800 Metern Meerestiefe im Nordatlantik. Der Künstler zeigte sich nach der Eröffnung hoch zufrieden und ist nun gespannt auf die Reaktionen des Publikums. Dessen Interesse ist bereits groß.
Am ersten Wochenende lockte das neue 360°-Panorama rund 3.5000 Besucher in das Panometer Leipzig. Mindestens ein Jahr lang soll Titanic im Panometer Leipzig zu erleben sein. Auch wenn der Untergang der Titanic am 14. April 1912 bereits über 100 Jahre zurückliegt, zählt das Panorama zu den Arbeiten von Yadegar Asisi, die die kollektive Erinnerung ansprechen. Durch die unmittelbar einsetzende Berichterstattung weltweit hat sich das tragische Unglück ins kollektive Gedächtnis eingegraben. Nicht zuletzt eine Reihe prominenter Passagiere verschaffte der Tragödie große Aufmerksamkeit. Namen wie Guggenheim oder Astor repräsentieren diese schwerreichen Opfer.
Zahlreiche Verfilmungen von 1912 bis in die jüngste Gegenwart taten ihr Übriges: Bekannteste ist wohl der Spielfilm von James Cameron mit Kate Winslet und Leonardo Di Caprio aus dem Jahr 1997. Mit Titanic thematisiert Asisi jedoch nicht das eigentliche Schiffsunglück vor der Küste von Neufundland, sondern er gibt mit dem gesunkenen Schiffswrack Denkanstöße, um über das menschliche Streben nachzudenken, koste es was es wolle, die Natur zu überflügeln und dabei den Blick für die eigenen Grenzen und Möglichkeiten aus den Augen zu verlieren.
Yadegar Asisi zu seiner Motivation: „Die Titanic steht für mich einerseits für eine außergewöhnliche Ingenieursleistung, andererseits ist ihr Schicksal ein Sinnbild für die Hybris des Menschen.“ Der Betrachterblickpunkt befindet sich etwa 3.800 Meter unter dem Meeresspiegel in Höhe des Schiffswracks. Mit Hilfe eines künstlichen Lichtszenarios (wie bei einer großangelegten Expedition) wird das tragische Ausmaß des Unglücks erkennbar. Das Wrack ist in zwei Teile zerbrochen und ringsherum befinden sich Alltagsgegenstände, technisches Equipment und Gepäckstücke, die die Tragödien der Passagiere und der Besatzung ins Bewusstsein bringen.
Eine begleitende Ausstellung unter Leitung von Creative Director Mathias Thiel führt in die Thematik ein. Die industrielle Herstellung und vielseitige Nutzung des neuen Werkstoffs Stahl für Verkehrsmittel, Häuser, Brücken, U-Bahnen uvm. um 1900 ließ eine allgemeine Hochstimmung der nahezu unbegrenzten Möglichkeiten bei Ingenieuren, Erfindern und Stahlbaronen aufkommen. Sie wurde noch durch die Eroberung des nordamerikanischen Westens beschleunigt. „Höher, weiter, größer und schneller“ sollte gebaut, konzipiert oder gefahren werden. Großvolumige Installationsräume um das Panorama herum präsentieren anhand von Abbildungen aus der Hochphase der Industrialisierung um 1900 großartige Errungenschaften, aber auch waghalsige Ansätze und zollen Respekt vor den technischen Leistungen. Nachdem die Besucher die 1:1-Rekonstruktion des riesigen Titanic-Bugs passiert haben, erreichen sie den Panorama-Raum, in dem das Wrack auf dem Meeresgrund erkennbar wird. Zehntausende Tonnen von Stahl korrodieren und die ehemals glanzvolle Einrichtung und der Hightech des Dampfschiffes sind nach und nach von der Natur eingenommen worden.
Für die Recherche zum Schiffswrack und der Realisierung in 3D war der Spezialist Dominik Tezyk zuständig, der sich von verschiedenen Titanic-Experten beraten ließ. Günter Bäbler vom Titanic-Verein Schweiz sowie Dr. Clemens Tangerding von ‚jetzt und einst‘ gaben wichtige Hinweise und unterfütterten das Projekt fachlich.
Eine eigens für Titanic kreierte Komposition und eine auf die eigentümliche Stimmung in etwa 4.000 Metern Wassertiefe abgestimmte Geräuschkulisse runden das Panoramaerlebnis ab. Seit zwölf Jahren komponiert der aus internationalen Film- und Fernsehproduktionen bekannte Eric Babak die Begleitmusik zu den Panoramen von Yadegar Asisi – so auch für Titanic.
Zum Panorama bietet das Team im Panometer Leipzig ein umfassendes pädagogisches Programm an, das den Besuchern die Thematik zielgruppenspezifisch nahebringt. In diesem Rahmen werden verschiedene Führungen, Vorträge, Veranstaltungen und Aktionen durchgeführt.
In eigener Sache: Lokaler Journalismus in Leipzig sucht Unterstützer
https://www.l-iz.de/bildung/medien/2017/01/in-eigener-sache-wir-knacken-gemeinsam-die-250-kaufen-den-melder-frei-154108
Keine Kommentare bisher