Prof. Dr. Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) wurde zu einem der Vorsitzenden für das Globale Assessment des Weltbiodiversitätsrates IPBES berufen. Er ist damit einer von weltweit drei Wissenschaftlern, die dafür ausgewählt wurden. Gemeinsam mit der Argentinierin Prof. Dr. Sandra Díaz und dem Brasilianer Prof. Dr. Eduardo Brondízio ist der Agrarökologe nun verantwortlich für die erste interdisziplinäre Studie des IPBES, die den weltweiten Zustand von Biodiversität und Ökosystemleistungen erfasst.
Die drei Professoren leiten in den nächsten drei Jahren gemeinsam ein interdisziplinäres Team von mehr als 150 Expertinnen und Experten aus aller Welt. Bis 2019 wollen sie einen Bericht vorlegen, der den weltweiten Zustand von Biodiversität und Ökosystemleistungen wiederspiegelt. „Wir sind stolz auf die Ernennung von Josef Settele zum Co-Chair für das Globale Assessment des Weltbiodiversitätsrates IPBES. Sie zeigt, dass deutsche Spitzenforscher ihre Expertise in wichtige internationale Diskussionen und Gremien einbringen und ist Ausdruck der Exzellenz der Biodiversitätsforschung am UFZ“, sagt der Wissenschaftliche Geschäftsführer des UFZ, Prof. Dr. Georg Teutsch.
Josef Settele ist ein international renommierter Biodiversitätsforscher mit exzellenter Expertise in den Themenbereichen „Schutz und evolutionäre Biologie von Insekten“ sowie „Biodiversität und Landnutzung“. Er leitet die Arbeitsgruppe Tierökologie und sozial-ökologische Systeme im UFZ-Department Biozönoseforschung in Halle, ist seit März 2016 außerplanmäßiger Professor an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Mitglied des Deutschen Zentrums für Integrative Biodiversitätsforschung (iDiv). Neben seiner exzellenten fachlichen Expertise zeichnet Josef Settele eine außergewöhnliche Kompetenz in Bezug auf die interdisziplinäre Kooperation und die Koordination von Forschungsprojekten aus. Das stellte er in vielen nationalen und internationalen Projekten auf dem Gebiet der Biodiversitätsforschung sehr erfolgreich unter Beweis: Unter anderem koordinierte er von 2004 bis 2009 mit „ALARM“ das bis dato größte EU-Projekt zur terrestrischen Biodiversitätsforschung. 2010 holte ihn der Weltklimarat zur Mitarbeit am fünften IPCC-Sachstandsbericht in seine Expertenrunde: Von 2010 bis 2014 war er Koordinierender Leitautor für das Kapitel 4 „Terrestrische Ökosysteme und Binnengewässer“ der Arbeitsgruppe II des IPCC. Und auch für den Weltbiodiversitätsrat IPBES war er bereits in verantwortungsvoller Position tätig: Als Koordinierender Leitautor ist er mitverantwortlich für einen im Februar 2016 veröffentlichten Bericht, der die weltweite Lage der Bestäuber und ihre Bedeutung für die weltweite Nahrungssicherheit zusammenfasst.
All diese Tätigkeiten und gesammelten Erfahrungen als Koordinator von Projekten und Assessments qualifizierten Josef Settele nun auch für die Funktion als Co-Chair für das globale Assessment des IPBES. „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit einem großen internationalen Autorenteam, das die wissenschaftlichen Kenntnisse über den weltweiten Zustand der biologischen Vielfalt und ökosystemaren Leistungen zusammentragen und bewerten wird. Aus eigener Erfahrung weiß ich, welch große Herausforderung das ist. Zugleich finde ich es sehr motivierend, auf diese Weise die Basis für politische Entscheidungen zu erarbeiten“, kommentiert Josef Settele seine Berufung. Und weiter: „Ich glaube, dass es uns gelingen wird, überregionale Entwicklungen der biologischen Vielfalt und Ökosystemleistungen realistischer als bislang einzuschätzen zu können und Handlungsoptionen für deren künftige Nutzung und deren Erhalt zu formulieren. Und ich hoffe, dass der Bericht, der ja gemeinsam mit den Regierungsdelegationen als Konsensdokument verabschiedet werden wird, dadurch einen sehr hohen Stellenwert für politische Entscheidungen erlangt“.
Der Weltbiodiversitätsrat IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) ist ein wissenschaftliches, zwischenstaatliches Gremium, das politischen Entscheidungsträgern objektive und zuverlässige Informationen über den Zustand und die Entwicklung der biologischen Vielfalt und ihrer Ökosystemleistungen zur Verfügung stellt.
IPBES besteht aus offiziellen Mitgliedern (bislang sind 125 Staaten bei IPBES vertreten), Experten (Regierungen und Organisationen nominieren Wissenschaftler und weitere Experten für zeitlich befristete Expertengruppen und Task Forces) und Beobachtern (zwischenstaatliche Organisationen und relevante Interessensgruppen).
Bei einer Regierungskonferenz im Juni 2010 in Busan (Südkorea) wurde die Einrichtung von IPBES von der internationalen Gemeinschaft beschlossen und noch im selben Jahr von der UN-Generalversammlung bestätigt. Im Oktober 2011 fand das erste IPBES-Gründungsplenum zum Aufbau von IPBES und seiner Strukturen in Nairobi statt. Auf dem 2. Gründungsplenum in Panama City, im April 2012, wurde IPBES von der Staatengemeinschaft schließlich formell gegründet. Das Sekretariat des IPBES befindet sich in Bonn. IPBES wird vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) verwaltet (Quelle: IPBES-Koordinierungsstelle).
Weiterführende Links:
BMBF Pressemitteilung vom 12.12.2016: https://www.bmbf.de/de/globale-bestandsaufnahme-zur-biologischen-vielfalt-angelaufen-3694.html
IPBES – Deutsche Koordinierungsstelle: http://de-ipbes.de/20.php
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