Die Halle 12 der Alten Messe, die künftig Leipzigs Stadtarchiv beherbergen wird, muss dafür teilweise umgebaut werden. Nachdem die erforderlichen Abrissarbeiten bereits im Gange sind, legten heute, 28. November, Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau und Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning den Grundstein. 2019 soll das Stadtarchiv am neuen Standort seine Pforten öffnen. Dann sind die Mitarbeiter und Bestände umgezogen.
Derzeit verfügt das Archiv über 12.000 Regalmeter Geschäftsbücher und Akten sowie elektronische Datenträger, 4.000 Urkunden, rund 360.000 historische Fotos ab 1867 sowie rund 90.000 Karten und Pläne. Die ältesten Archivalien stammen aus dem 11. Jahrhundert. Die Magazinkapazität am jetzigen Standort in der Torgauer Straße ist ausgeschöpft. Das neue Haus bietet mehr Platz für die wachsenden Bestände.
„Wir haben lange und gründlich nach einer neuen Unterbringung gesucht. Die Lösung musste zukunftsfähig sein“, betonte Ulrich Hörning, der als Verwaltungsbürgermeister für das Stadtarchiv zuständig ist. „Die Perspektive, welche die LEVG für die Unterbringung des Stadtarchivs geboten hat, ist eine Zukunftsperspektive für das Stadtarchiv und zugleich für die Alte Messe Leipzig. Daher haben wir uns gerne für diese Variante auf historischem Areal entschieden und ich freue mich, dass das Stadtarchiv einen optimal Heimatort finden wird.“
Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau hob hervor: „Es ist erfreulich, dass mit der gefundenen Lösung auch die ehemalige Messehalle 12 eine langfristige Zukunft hat. Mit dem Einzug des Stadtarchivs rückt das markante Baudenkmal wieder stärker ins Zentrum der Aufmerksamkeit – Besucher und Nutzer erleben gleichsam nebenbei auch ein Stück Leipziger Baugeschichte.“ Regie beim Umbau im Auftrag der LEVG führt die stadteigene Erschließungs-, Entwicklungs- und Sanierungsgesellschaft LESG. Die LEVG vermarktet die Alte Messe wiederum im Auftrag der Stadt.
Die ehemalige Messehalle 12 wurde 1923 bis 1924 nach Entwürfen von Oskar Pusch und Carl Krämer als Ausstellungshalle für Werkzeugmaschinen erbaut.
Im Winter fanden in ihr Sechstagerennen statt, auch Max Schmeling boxte hier. Bekannt war sie in dieser Zeit als Achilleion. Im Zweiten Weltkrieg beschädigt, wurde sie 1950 mit einem „sowjetisch“ verkleideten Portikus, der goldenen Spitze und dem roten Stern als Sowjetischer Pavillon wieder eröffnet. Damit sie nun – nach Jahren des Leerstandes – das Stadtarchiv aufnehmen kann, musste ein nachträglich eingebauter Raum zwischen Portikus und eigentlichem Hallenbau – demontiert werden. Dabei entdeckte man sowjetische Mosaiken, die nach dem Ende der Stalin-Ära unter Putz verborgen worden waren. Die LEVG hat sie abgenommen und sichergestellt.
An der Stelle des nun abgerissenen Raumes ist ein Neubau geplant, in dem Magazine, Anlieferungsbereich und Werkstatt untergebracht werden, mit optimalen Lagerbedingungen und trotzdem minimaler Technik. Über dem Archiv werden zwei moderne Büroetagen angeordnet, die vollkommen unabhängig vom Stadtarchiv mit separatem Eingang genutzt werden können. Lesesäle und Räume für die Besucher sowie die Büros und Werkstätten für die Mitarbeiter des Stadtarchivs finden im Portikus Platz. Ausstellungs- und Vortragstechnik sollen dann wesentlich moderner ausfallen als im Gebäude Torgauer Straße.
Schüler- und Studentengruppen steht dann z. B. eine interaktive Tafel (Smartboard) zur Verfügung. In den öffentlichen Bereichen des Stadtarchivs können die Besucher freies W-LAN nutzen.
Der Umbau soll bis Mai 2018 so weit abgeschlossen sein, dass das Stadtarchiv mit dem Umzug aus der Torgauer Straße beginnen kann. Im Herbst 2018 werden auch Fassaden und Außenanlagen hergerichtet sein. Die derzeit abgerissenen Fassaden werden wieder aufgebaut, so dass das Gebäude von außen fast wieder so aussieht wie früher. Im Eingangsbereich gibt es dann eine Mischung aus den dicken „sowjetischen“ und den schlanken Pfeilern der Ursprungsgestaltung. Die Kosten für die gesamte Maßnahme werden unter 20 Millionen Euro liegen. Für 2019 ist die Eröffnung des Stadtarchivs mit einem Tag der offenen Tür geplant.
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