Wissenschaftler der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) wurden für ihre Forschungsarbeiten zur Modernisierung einer historischen Dachkonstruktion am 12. November 2016 auf der „denkmal“-Messe in Leipzig mit einer Goldmedaille für herausragende Leistungen in der Denkmalpflege in Europa ausgezeichnet.
Die Forschungsgruppe FLEX unter Leitung von HTWK-Professor Alexander Stahr befasst sich mit der Frage, wie die historische Zollinger-Konstruktionsweise mit heutigen Erkenntnissen und Herstellungsverfahren verbessert und den aktuellen Anforderungen angepasst werden kann. Auf der Denkmal-Messe präsentierten die Forscher einen maßstäblich verkleinerten Nachbau eines Zollingerdaches. „Diese Vorgehensweise ist eine besondere Form der Denkmal-Aneignung, -vermittlung und -adoption“, lobte die internationale Fachjury der denkmal-Goldmedaillen.
Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte der Merseburger Stadtbaurat Friedrich Zollinger eine ressourcensparende, standardisierte Leichtbaukonstruktion aus Brettrippen für den Dachbau. Die Konstruktion wies zahlreiche Vorteile auf, konnte sich aber wegen der aufwendigen Berechnung und Herstellung nicht durchsetzen. Die Wissenschaftler der HTWK Leipzig arbeiten nun auf eine Renaissance der Bauweise hin. „Die Vorteile des Zollingerdaches, vor allem der geringe Materialbedarf bei hoher Traglast und die Verwendung des nachwachsenden Rohstoffs Holz, sind unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit heute wichtiger denn je“, so Alexander Stahr, Professor für Tragwerkslehre an der HTWK Leipzig. „Wir haben deshalb mit einem interdisziplinären Team aus Architekten und Bauingenieuren erforscht, wie die Konstruktion mit heutigen Erkenntnissen und Herstellungsverfahren verbessert und den aktuellen Anforderungen angepasst werden kann.“ Dabei zeigte sich, dass viele Nachteile der historischen Konstruktion durch digitale Planungswerkzeuge und maschinelle Fertigung behoben werden können. Während der Denkmal-Messe demonstrierte die Forschungsgruppe FLEX live den Aufbau eines konstruktiv optimierten Zollingerdachs von fünf Metern Länge, drei Metern Breite und zwei Metern Höhe.
„Die denkmal-Goldmedaille ist eine großartige Würdigung unseres Engagements zur Erhaltung und Weiterentwicklung dieses äußerst effizienten Konstruktionsprinzips“, freut sich Prof. Alexander Stahr. In den kommenden zwei Jahren wird die Forschungsgruppe in Zusammenarbeit mit zwei lokalen Unternehmen die Konstruktion der Knotenpunkte der Brettrippenkonstruktion weiter optimieren. Dafür erhält das Team eine Förderung aus Mitteln des Bundeswirtschaftsministeriums.
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