Am 03.11. fand im Luru Kino in der Spinnerei der erste IDoCare-Filmabend statt, der kurze Dokumentarfilme zu zivilgesellschaftlichem Engagement in der Ukraine, Russland und Weißrussland zeigt. Das als internationale Veranstaltung konzipierte Projekt wandert in den folgenden Tagen über Dnipro, St. Petersburg und Vologda nach Odessa weiter. Eine Fortsetzung ist bereits in Planung. Am frühen Donnerstagabend fanden sich 40 Zuschauer im gemütlichen Luru Kino ein, um zunächst Dokumentarfilme zu gucken und im Anschluss bei Snacks und Getränken an einer anregenden Diskussion mit der Veranstalterin Karina Bakhteeva und dem Regisseur Alexey Paluyan teilzunehmen.

IDoCare – Das Projekt

IDoCare enstand den Angaben der Teamleiterin Bakhteevas zufolge während eines Vernetzungstreffens junger Aktiver in Vukovar (Kroatien) im Juli diesen Jahres und verfolgt das Ziel, fernab der politischen Wetterlage private Initiativen in den Vordergrund zu rücken, die auf eigene Kosten arbeiten und wenig mediale Repräsentanz erfahren. So werden neben der filmisch-künstlerischen Darstellung von Aktiven alle Einnahmen aus Eintrittsgeldern, Catering-Spenden und T-Shirt-verkauf von den jeweiligen Veranstaltungsorten an ausgewählte Gruppen weitergereicht. IDoCare Leipzig unterstützt die Umweltgruppe Eko Gorod („Öko-stadt“), die sich für eine grüne Stadt einsetzt und Recyclingprogramme organisiert.

Die Filme

Im Mittelpunkt des Abends standen 8 Dokumentarfilme. Darunter Porträts der Reihe „Traum der Roma“, die zwei ehemalige Bewohner einer Roma-Siedlung bei der ehrenamtlichen Unterstützung ihrer Gemeinde begleitet. Die Reihe stammt aus der Feder Roman Bondarchuks, dessen Film „Neue Helden“ ebenfalls an diesem Abend lief und den Kampf eines Dorfes gegen grassierende Korruption dokumentiert. Die Fortsetzung unter dem Namen „Ukrainian Sheriffs“ wird für die Ukraine an der Oscar-Verleihung 2017 teilnehmen.

Beiträge aus Russland umfassten den Film „Solange du da bist“ von Kirill Pleshkevich über ein Theaterprojekt mit Suchtkranken und den Gewinner des ECOCUP-Filmfestivals von Oleg Gavrilin „Die Walbeobachter“. Von einem naturnahen, selbstbestimmten Leben erzählt zudem „Happyman“ von Sergey Tsyss.

Die weißrussische Regisseurin Ekaterina Markavets reist dem querschnittsgelähmten Sasha Avdevich hinterher, der per Handrad 500km zurücklegen muss, bis er an der Ostseeküste ankommt. Der Lieblingsbeitrag des Publikums kam ebenfalls aus Weißrussland. Alexey Paluyan zeichnet mit seinem Film „Das Leben ist süß aber kurz“ ein liebevolles Bild eines weißrussischen Dorfes, in dem nur noch Frauen leben. In intimen Interviews durchsetzt von Gesang und stillen Aufnahmen entsteht durch das Zusammenfügen der nostalgischen, bittersüßen Geschichten ein ganz eigener Narrationsstil.

Zivilgesellschaftliches Engagement

In Halle 14 der Spinnerei diskutierte das Publikum nach der Vorstellung maßgeblich über den Film Alexeys, der als Regisseur für Gespräche verfügbar war, die Filmszene der Ukraine, Russlands, Weißrusslands und den Zustand zivilgesellschaftlicher Aktivität in den Ländern. Besonders die fehlende Infrastruktur von (nicht-)staatlichen Geldgebern erschwere es den Umweltschutzinitiativen, sich zeitintensiven Aktionen zu widmen. IDoCare möchte über ihre Website an den unterstützten Projekten dranbleiben und diese durch Präsenz und Gelder weiter unterstützen. Ein weiterer Filmabend sei bereits in der Überlegung und sollte – diesmal mit großzügigerer Vorlaufszeit – noch profilreicher ausfallen und mehr Gäste sowohl im Publikum als auch auf der Bühne begrüßen.

Weitere Informationen unter: idocaredays.com

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