Der neue Leibniz-Professor der Universität Leipzig, Vincenzo De Risi, hält am 1. November seine Antrittsvorlesung mit dem Titel „Leibniz and the Science of Space“. Während seines Aufenthalts in Leipzig wird der Italiener zwei Seminare für Graduiertenklassen halten. Sie behandeln Leibniz’ und Kants Raumtheorie, die Verbindung der Metaphysik des Raums mit der Erkenntnistheorie der Geometrie sowie dessen Relevanz für die Gesamtbewertung der Entstehung des Idealismus.
De Risi studierte Philosophie und Mathematik an der Universität Rom. Er promovierte an der Scuola Normale Superiore in Pisa, wo er schließlich auch seine erste Lehrtätigkeit aufnahm. Als Alexander von Humboldt-Stipendiat ging er an die Technische Universität Berlin und danach als Gastwissenschaftler an die University of Pittsburgh sowie nach Hannover ans dortige Leibniz-Archiv. Darüber hinaus leitete De Risi zwischen 2010 und 2016 eine Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, die sich der Geschichte der Geometrie in der frühen Neuzeit widmete.
„Als Schüler wollte ich eigentlich zunächst Physik studieren“, berichtet De Risi. Doch dank eines guten Philosophie-Lehrers sei sein Interesse an dem Fach geweckt worden. Schon während des Studiums entdeckte er die Gemeinsamkeiten von Philosophie und Mathematik, die sich beide mit der Logik beschäftigen. „Ich konnte zwei Leidenschaften miteinander verbinden, die ich eigentlich schon seit meiner Kindheit verfolge.“ Seinen Forschungsschwerpunkt bildet die Geschichte der Erkenntnistheorie, wobei ein besonderer Fokus auf dem Zusammenhang zwischen der Philosophie- und Mathematikgeschichte liegt.
Schon bevor De Risi als Leibniz-Professor berufen wurde, war er mehrfach unter anderem zu Workshops zu Gast in Leipzig. Bei diesen Gelegenheiten machte er unter anderem die Bekanntschaft von Prof. Dr. Jürgen Jost, Direktor des Max-Planck-Instituts für Mathematik in den Naturwissenschaften und Honorarprofessor an der Universität Leipzig. „Er ist Mathematiker mit viel Interesse an Geschichte“, benennt De Risi die Schnittmenge, die beide Wissenschaftler sofort verband.
Die Leibniz-Professur will er dazu nutzen, eine Gemeinschaft von Wissenschaftlern für eine gemeinsame Leibniz-Forschung zu begeistern. „Leipzig war während des Kalten Krieges von dieser Forschung ja weitgehend abgeschnitten, sollte als Geburtsort des Gelehrten aber auch ein Zentrum für die Forschung zu dessen Lehre sein“, umreißt De Risi seine Wunschvorstellung. Leipzig hält er dafür für außerordentlich geeignet: „Es gibt an der Universität viele Wissenschaftler, die sowohl an Mathematik wie Philosophie interessiert sind“, beschreibt er einen möglichen Schwerpunkt.
Leipzig ist aus seiner Sicht auch deshalb geeignet, weil Institute wie etwa das für Philosophie schon international aufgestellt sind, es gute Kooperationen gibt. „Die Universität bietet ein tolles Arbeitsumfeld und Forschungsmöglichkeiten, die Bibliothek ist großartig, die Stimmung in der Stadt ist sehr relaxed, viele junge Menschen sind hier unterwegs“, beschreibt er begeistert. So könne er seine beiden Kurse zu Kant und Leibniz auf Englisch halten – „etwas, was nicht überall möglich ist“, sagt er.
Erste Schritte in die gewünschte Richtung konnte er schon gehen. „Gemeinsam mit Jürgen Jost konnte ich die Leibniz-Konferenz im November organisieren“, so De Risi. Zur Eröffnungsveranstaltung am 14. November gibt es dann auch ein Wiedersehen mit seiner Vorgängerin in der Leibniz-Professur, Maria Rosa Antognazza.
Wenngleich er erst sehr kurz in Leipzig wohnt („Ich will in Leipzig leben, und ich will Leipzig leben!“) hat er sich vor allem in der Kulturlandschaft schon umgetan. „Zwei Mal war ich bereits im Gewandhaus, habe schon Bachkonzerte in der Thomaskirche erlebt“, berichtet er, der nach eigener Aussage klassische Musik liebt, mit moderner Musik hingegen nichts anfangen kann. Auch die Leipziger Museen stehen auf seinem Programm.
Die Universität Leipzig vergibt die Leibniz-Professur zweimal jährlich an international besonders renommierte Wissenschaftler, um damit durch deren Gastaufenthalt das Forschungspotenzial und das Lehrangebot der Hochschule zu bereichern. Die Leibniz-Professur ist Teil des Leibniz-Programms der Research Academy, der zentralen Einrichtung zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses an der Universität Leipzig.
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