Zum Abschluss eines durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 393.600 Euro geförderten Projekts zur Erschließung der sächsischen Gerichtsbücher führte das Sächsische Staatsarchiv am 16. September 2016 in Leipzig ein sehr gut besuchtes Fachkolloquium durch. Zu den Teilnehmern zählten Familien- und Heimatforscher, Historiker, Archivare, interessierte Bürger sowie Vertreter der am Projekt beteiligten Einrichtungen.
Höhepunkt war die offizielle Freischaltung der neuen Rechercheplattform durch Dr. Andrea Wettmann (Staatsarchiv) und Prof. Dr. Martina Schattkowsky (ISGV). Unter www.saechsische-gerichtsbuecher.de können Informationen zu 25.925 Gerichtsbüchern mit einer Laufzeit von 1359 bis 1914 abgerufen werden. Die Online-Recherche ist über eine Ortssuche sowie über eine Suche nach Gerichtsstellen möglich. Die ortsbezogenen Daten sind darüber hinaus mit weiteren Datenbanken des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V. (ISGV) wie dem „Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen“ verknüpft worden.
Gerichtsbücher gehören zu den am häufigsten genutzten Quellen im Sächsischen Staatsarchiv. Neben den 22.900 Bänden im Staatsarchiv konnten nennenswerte Bestände von Gerichtsbüchern in neun sächsischen Stadtarchiven (Bautzen, Dresden, Görlitz, Kamenz, Leipzig, Löbau, Meißen, Plauen, Zwickau) und dem Staatsfilialarchiv Bautzen in das Projekt einbezogen werden. Die insgesamt 25.925 Gerichtsbücher enthalten mehr als 218.000 Einträge zu ca. 4.700 Orten und 1.350 Gerichtsstellen. Dabei handelt es sich überwiegend um Gemeinden in Sachsen, aber auch außerhalb Sachsens (heute in Thüringen, Brandenburg oder Sachsen-Anhalt, z. T. auch Tschechien und Polen).
„Der erfolgreiche Abschluss diese Projekts ist ein Meilenstein innerhalb der Digitalisierungsstrategie des Sächsischen Staatsarchivs“, hebt die Direktorin, Dr. Andrea Wettmann, hervor. „Durch die neuen Möglichkeiten der Online-Recherche hat sich der Zugang zu den vielfältig genutzten Gerichtsbüchern erheblich erleichtert“ freut sich Abteilungsleiter Dr. Volker Jäger, Staatsarchiv Leipzig, der das Projekt maßgeblich betreute. Die Gerichtsbücher spiegeln neben Handlungen der Freiwilligen Gerichtsbarkeit (Grundstückskäufe, Testamente, Vormundschaften) den Alltag im städtischen und ländlichen Raum seit dem ausgehenden Mittelalter wider. Für viele Gemeinden setzt die Überlieferung erst mit den Gerichtsbüchern ein. Sie sind daher unverzichtbar für die historische, heimat- oder familienkundliche Forschung.
Weitere Informationen unter http://www.archiv.sachsen.de/sachsischegerichtsbucher-3871.html
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