Wenn Ressourcen wie Geld oder Macht zwischen verschiedenen Gruppierungen einer Gesellschaft ungleich verteilt sind, spricht man von sozialer Ungleichheit. Diese hat nicht nur Auswirkungen auf die Gesundheit und das psychische Wohlbefinden von Menschen. Auch der Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft verändert sich, wenn soziale Ungleichheit sehr hoch ausgeprägt ist. Auf dem 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGP), der vom 18. bis 22. September an der Universität Leipzig stattfindet, diskutieren Psychologen über die Risiken und Herausforderungen, die soziale Ungleichheit mit sich bringt.
„Ergebnisse bisheriger Untersuchungen zeigen, dass viele Menschen Schwierigkeiten haben, soziale Ungleichheit auch als solche wahrzunehmen und daher wenig dagegen tun“, sagt Dr. Philip Jugert, Sozialpsychologe an der Universität Leipzig. Gemeinsam mit Kollegen deutscher Hochschulen haben Leipziger Sozialpsychologen das Forschungsnetzwerk „Soziale Ungleichheit“ gegründet. Die Wissenschaftler erforschen, wie sich soziale Ungleichheit in unterschiedlichen Bereichen auf das Erleben und Verhalten von Bevölkerungsgruppen auswirkt.
„Hot Topic“ auf dem 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Leipzig
„Fragen nach dem psychologischen Nutzen sozialer Hierarchien, den Gründen für ihre Stabilität oder der subtilen Kommunikation von Statusunterschieden rücken immer mehr ins Interesse sozialpsychologischer Forschung“, sagt Immo Fritsche, Professor für Sozialpsychologie an der Universität Leipzig.
Dem Thema soziale Ungleichheit ist daher auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie ein eigenes „Hot Topic“ mit eingeladenen Vorträgen und Symposien gewidmet. Internationale Wissenschaftler, darunter die renommierte Sozialpsychologin Susan Fiske (Princeton), kommen zusammen und diskutieren aktuelle Forschungsergebnisse. Welchen Einfluss hat es beispielsweise auf unser Ungerechtigkeitsempfinden, wie soziale Ungleichheit in der Gesellschaft dargestellt wird? Eine aktuelle Studie zeigt, dass schon kleine Unterschiede in der Darstellung einen Einfluss auf wahrgenommenes Unrecht haben können. Auf der positiven Seite zeigen Studien, dass Menschen mit hohem sozio-ökonomischem Status unter bestimmten Bedingungen bereit sind, sich für die Belange statusniedriger Gruppen zu engagieren. Dabei sind allerdings nicht alle Formen von Unterstützung gleich hilfreich. So deuten bisherige Forschungsergebnisse darauf hin, dass autonomie-orientierte Hilfe (zum Beispiel in Form von Demonstrationen) eher geeignet ist, soziale Ungleichheit zu reduzieren als abhängigkeits-orientierte Hilfe in Form von Spenden.
Der Kongress in Leipzig – Geburtsstätte der modernen Psychologie
„Wir freuen uns, dass wir mit unserem 50. Jubiläumskongress an den Geburtsort der modernen wissenschaftlichen Psychologie zurückkehren“, sagt Andrea Abele-Brehm, Präsidentin der DGP. In Leipzig wurde unter der Leitung von Wilhelm Wundt im Jahr 1978 das erste psychologische Labor gegründet. Von dort aus wurde die moderne experimentell orientierte Psychologie in die Welt getragen. Mit vielen Veranstaltungen soll diese Tatsache in Erinnerung gerufen und auch die Stadt Leipzig und die Öffentlichkeit sollen in dieses Fest der Psychologie einbezogen werden. Über 2.500 Wissenschaftler präsentieren und diskutieren vom 18. bis 22. September 2016 aktuelle Forschung und fachpolitische Themen.
Hinweis: Professor Fritsche ist einer von mehr als 120 Experten der Universität Leipzig, auf deren Fachwissen Sie mithilfe unseres Expertendienstes zurückgreifen können.
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