Ob Energie- und Wasserversorgung, das Gesundheits- und Finanzwesen oder Informations- und Kommunikationssysteme: Kritische Infrastrukturen müssen aufgrund ihrer maßgeblichen Funktion für das Gemeinwesen besonders vor Beeinträchtigungen und Ausfällen geschützt werden. Die Konferenz und Fachausstellung protekt, die vom 22. bis 23. Juni in der Kongresshalle am Zoo Leipzig erstmals stattfand, widmete sich umfassend diesem bedeutenden Themenkomplex. In zahlreichen Vorträgen und Workshops sowie im Ausstellungsbereich tauschten sich über 200 Betreiber kritischer Infrastrukturen, Experten und Anbieter von Sicherheitsprodukten und -dienstleistungen über Problemstellungen und Lösungsansätze aus.
„Die Premiere der protekt hat bewiesen, dass der Schutz kritischer Infrastrukturen ein essenzielles Thema der heutigen Zeit ist. Das deutschlandweit einzigartige Konzept einer ganzheitlichen Betrachtung aller Sektoren sowie der Fokussierung auf die beiden großen Bereiche physischer Schutz und IT-Sicherheit ist sehr gut aufgenommen worden. Damit hat sich die protekt bereits in ihrer ersten Auflage als hochwertige Informations- und Austauschplattform für Betreiber kritischer Infrastrukturen und Sicherheitsexperten etabliert“, erklärt Markus Geisenberger, Geschäftsführer der Leipziger Messe.
Die Teilnehmer nutzten die Konferenz, um sich in Vorträgen und Workshops namhafter Experten der Sicherheitsbranche umfassend über Bedrohungsszenarien, Lösungskonzepte und Präventivmaßnahmen zu informieren. Auf der begleitenden Fachausstellung erhielten sie zudem einen Überblick über zahlreiche Produkte und Dienstleistungen rund um das Thema Sicherheit.
Sebastian Gemkow, Sächsischer Staatsminister der Justiz, verdeutlichte das Ausmaß der gegenwärtigen Gefährdungslage und damit auch die Bedeutung der protekt: „Pro Tag ist das sächsische Verwaltungsnetzwerk 300 Cyber-Angriffen ausgesetzt. Die protekt bietet eine Plattform zur Erarbeitung von Schutzmaßnahmen, die angesichts der komplexen Bedrohungen der heutigen Zeit unbedingt notwendig sind.“ Um der zunehmenden Gefahr von Cyber-Kriminalität zu begegnen, wurde vom Sächsischen Justizministerium im März 2016 die Zentralstelle Cybercrime Sachsen (ZCS) ins Leben gerufen.
Auf Bundesebene wird derzeit die 2009 erarbeitete KRITIS-Strategie unter dem Namen „KRITIS 2016“ weiterentwickelt. Stephan Kohn, Referent im Bundesministerium des Innern im Referat KM4, das für den Schutz kritischer Infrastrukturen zuständig ist, erläuterte den Ansatz wie folgt: „Kritische Infrastrukturen übernehmen Kernfunktionen in unserer Gesellschaft. Aus diesem Grund ist es notwendig, Steuerungsmechanismen zum Schutz dieser Bereiche zu entwickeln. Dafür reichen Gesetze allein nicht aus. Eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Einbeziehung sind unverzichtbar bei der Entwicklung von geeigneten Strategien. Die protekt verfügt in diesem Zusammenhang über ideale Rahmenbedingungen für einen intensiven Austausch.“
Volker Wagner, Vorstandsvorsitzender des ASW Bundesverbands Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft e.V. und Senior Vice President der Deutschen Telekom AG, wies darauf hin, dass neun von zehn Unternehmen schon einmal Ziel von IT-Angriffen waren und es im Durchschnitt 220 Tage dauert, bis eine Cyberattacke als solche überhaupt identifiziert wird. Er kam zu folgendem Schluss: „Die übergreifende Vernetzung der einzelnen Sektoren kritischer Infrastrukturen birgt ein ebenso hohes Sicherheitsrisiko wie die gut organisierten Netzwerke potenzieller Angreifer. Deshalb müssen wir uns im Klaren darüber sein, dass ein hundertprozentiger Schutz nicht möglich ist und Cyber-Attacken erfolgreich sein werden. Umso wichtiger ist es, mit geeigneten Früherkennungsmaßnahmen den Schaden in Grenzen zu halten.“
Auf der protekt wurden neben solchen Früherkennungsmaßnahmen neue Technologien, effiziente Planungen, praktikable Lösungen und gesetzliche Rahmenbedingungen vermittelt und erarbeitet. Die Vorträge und Workshops beschäftigten sich unter anderem mit dem Krisen- und Notfallmanagement bei einem Terroranschlag, Einfallstoren und Vorgehensweisen bei Hacker-Angriffen, der Erkennung von Drohnen-Angriffen, Maßnahmen zur Gebäudeabsicherung und den Anforderungen des IT-Sicherheitsgesetzes.
Im kommenden Jahr findet die protekt am 21. und 22. Juni in der Kongresshalle am Zoo statt.
Weitere Informationen zur Veranstaltung im Internet: http://www.protekt-leipzig.de
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