Mit einer Aufführung von Johann Sebastian Bachs Messe in h-Moll, interpretiert vom Ensemble Les Art Florissants unter Leitung von William Christie, ging am heutigen Sonntag, 19. Juni, das zehntägige Bachfest Leipzig 2016 zu Ende. Trotz schlechter Witterung sorgten 58.000 Besucher für ausverkaufte Konzerte in den Leipziger Kirchen und Konzertsälen. Mit Gästen aus 35 Nationen und Umsatzrekorden in den USA, Großbritannien, den Niederlanden und der Schweiz war das Bachfest 2016 so international wie nie zuvor.
Ein besonderer Schwerpunkt lag im Bachfest Leipzig 2016 auf den Leipziger Kantatenaufführungen in Bachs erstem Amtsjahr. 23 von 60 Kantaten des ersten Leipziger Kantatenjahrgangs kamen während der zehn Festivaltage zur Aufführung, elf davon am Samstag, dem 18. Juni im Rahmen des „Kantatentages“. Mit Max Reger wurde zudem in seinem 100. Todesjahr ein Künstler gewürdigt, der sich vom Werk Johann Sebastian Bachs intensiv inspirieren ließ.
Das Konzert mit dem jungen Ensemble Solomon’s Knot baroque collective unter Leitung von Jonathan Sells wurde zur Entdeckung des Festivals. Die internationale Festivalgemeinde feierte am 11. Juni die britischen Musiker mit nicht enden wollenden Ovationen in der Nikolaikirche. Eine wegweisende Aufführung der Matthäus-Passion mit dem Monteverdi Choir und den English Baroque Soloists unter Leitung von Sir John Eliot Gardiner, Präsident des Bach-Archivs Leipzig, am 16. Juni in der Thomaskirche demonstrierte auf höchstem Niveau die fruchtbare Wechselwirkung von Leipziger Bachforschung und historisch informierter Aufführungspraxis.
Dem niederländischen Bassisten Peter Kooij wurde im Rahmen des Bachfestes am 17. Juni die Bach-Medaille der Stadt Leipzig verliehen. Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, würdigte den Interpreten als „Institution in den weltweit führenden Ensembles der Barockmusik“. Am 12. Juni war der Künstler beim Kantatentag als Solist in der Nikolaikirche zu erleben. Gemeinsam mit ihm musizierten Concerto Köln und der Knabenchor Hannover unter Leitung von Jörg Breiding.
Bachfest-Besucher konnten in zwei Konzerten – darunter das ausverkaufte Eröffnungskonzert – den neuen Thomaskantor Gotthold Schwarz erleben, der erst tags zuvor durch den Stadtrat in sein neues Amt als 17. Nachfolger Johann Sebastian Bachs berufen worden war.
Das Rahmenprogramm BACHmosphäre bot mit der deutsch-französischen Chorakademie am Eröffnungsabend und Nils Landgren & Friends zwei gut besuchte Open-Air-Konzerte auf dem Leipziger Markt. Das Repertoire reichte von Barock bis Funk und Jazz. Aufgrund widriger Witterung musste ein dritter Open-Air-Abend mit dem Organisten Cameron Carpenter kurzfristig abgesagt werden. Aufgrund des hohen Publikumsinteresses soll das Konzert im Bachfest Leipzig 2017 nachgeholt werden.
Im Bachfest Leipzig fanden in diesem Jahr 109 Veranstaltungen statt. Weitere vier Konzerte mussten u. a. aufgrund von Erkrankungen kurzfristig abgesagt werden. An 24 Veranstaltungsorten in bzw. acht außerhalb Leipzigs musizierten insgesamt 2.797 Mitwirkende, davon 32 Chöre mit insgesamt 1.721 Sängern, 30 Orchester mit insgesamt 663 Musikern, 34 Kammermusik-Ensembles mit insgesamt 160 Musikern, 133 Gesangssolisten, 41 Dirigenten, 36 Redner & Moderatoren, 29 Organisten und 8 Instrumentalsolisten. Werke von 105 Komponisten erklangen, darunter allein 108 Kompositionen von Johann Sebastian Bach und 74 von Max Reger. 58.000 Besucher wurden gezählt und die Auslastung der Hauptkonzerte in den Kirchen und Konzertsälen Leipzigs lag bei 84 %.
Das Bachfest Leipzig 2016 war international wie nie zuvor: Karten wurden in 18 europäische (inkl. Deutschland) und 16 außereuropäische Länder verkauft. Die meisten Tickets außerhalb Deutschlands wurden von Bach-Liebhabern aus den USA, Großbritannien, den Niederlanden und der Schweiz gebucht. 53 Reiseveranstalter aus 12 Ländern boten Gruppenreisen zum Bachfest nach Leipzig an.
Das Bachfest Leipzig 2017 findet vom 9. bis 18. Juni unter dem Motto „Ein schoen new Lied“ – Musik und Reformation statt. Im Zentrum stehen Johann Sebastian Bachs Luther-Rezeption und Werke von Monteverdi bis Mendelssohn stehen, die dem Reformgedanken verpflichtet sind ― aufgeführt von weltbekannten Künstlern wie Sir John Eliot Gardiner und Jordi Savall. Der Vorverkauf startet am 14. Oktober 2016.
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