Laut Berichterstattung der LVZ vom 30. Mai 2016 soll die Nutzung der´Messehalle 17 auf dem Alten Messegelände als Asylunterkunft im Laufe des Jahres beendet werden. Dort leben derzeit 467 Personen, darunter auch zahlreiche Kinder und Jugendliche, die mit den menschenunwürdigen Bedingungen vor Ort umgehen müssen. Erst vor wenigen Wochen hatten BewohnerInnen gegen die Zustände protestiert.
Kim Schönberg vom Initiativkreis Menschen.Würdig erklärt dazu: „Die Unterbringung in der Messehalle 17 ist menschenunwürdig und muss schleunigst beendet werden. Die Lebensbedingungen dort sind verheerend und machen die Menschen krank. Dies gilt allerdings ebenso für den ehemaligen Praktiker-Baumarkt in der Schomburgkstraße in Leutzsch und das Zeltlager am Deutschen Platz. Auch hier fordern wir eine schnelle Schließung und die Verlegung der Menschen in kleine Gemeinschaftsunterkünfte oder – noch besser – in eigene Wohnungen!“
Nach Einschätzung des Initiativkreises unterscheiden sich die Bedingungen in diesen drei Notunterkünften kaum voneinander.
Im Zeltlager am Deutschen Platz hatte es bereits im Januar 2016 kurz nach Eröffnung und seitdem immer wieder Proteste von BewohnerInnen gegeben. Im Zentrum der Kritik stand die fehlende Möglichkeit zur Selbstbestimmung. Diese macht sich nach wie vor an mangelnder
Privatsphäre und der ausschließlichen Essensversorgung durch ein Catering-Unternehmen fest. Die BewohnerInnen berichteten, dass das Essen schlecht sei, sie aber nicht selbst für sich und ihre Familien sorgen dürften. Ein weiterer Kritikpunkt sind die hygienischen Rahmenbedingungen. Es fehle nach wie vor warmes Wasser und immer wieder grassieren Krankheiten. Die grundlegend schlechte Situation können auch engagierte SozialarbeiterInnen nicht wett machen.
Schon im Februar, am 24.2.2016, am Rande der Stadtratssitzung kamen BewohnerInnen des Zeltlagers mit dem Sozialdezernenten Prof. Fabian ins Gespräch, wiesen ihn auf die Missstände hin und baten um eine menschenwürdige Unterbringung. Besagte Personen müssen noch heute im Zeltlager leben.
Aktuell spitzt sich die Situation am Deutschen Platz weiter zu. In der vergangenen Woche kam es in mindestens zwei Nächten zu Auseinandersetzungen zwischen BewohnerInnen.
Dazu Kim Schönberg: „Bei den Geflüchteten liegen aufgrund der monatelangen Massenunterbringung die Nerven blank. Kein Wunder, dass kleine Meinungsverschiedenheiten derart hochkochen. Kritik gibt es auch am Agieren des Sicherheitsdienstes vor Ort, der, statt zu deeskalieren, Partei in den Konflikten ergriffen und gewaltsam gegen Geflüchtete eingegriffen haben soll. Die einzige konsequente Antwort auf die verschiedenen Probleme ist die zügige Schließung des Zeltlagers!“
Aus Sicht des Initiativkreises muss die echte dezentrale Unterbringung, also das selbstbestimmte Wohnen in Wohnungen, weiter forciert werden. Nur diese Form genügt dem Anspruch auf wirkliche Teilhabe an dieser Gesellschaft. Die Stadtverwaltung muss weiter mit den Wohnungsanbietern – ob kommunalen, Genossenschaften oder privaten – im Gespräch bleiben und endlich ausreichend Wohnraum schaffen, der dem Anspruch einer menschenwürdigen Unterbringung entspricht.
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