Anlässlich des 100. Katholikentages, der nächste Woche in Leipzig beginnt, verabschiedete der Landesvorstand der sächsischen LINKEN auf seiner Sitzung am 20. Mai 2016 in Dresden nachfolgende Erklärung: Fast zwei Jahrzehnte, nachdem der Evangelische Kirchentag in Leipzig ausgerichtet wurde, findet der 100. Katholikentag in dieser Stadt statt. Unter dem Motto „Seht, da ist der Mensch“ kommen zehntausende Katholiken und Gläubige aller Konfessionen und vieler Religionen aus Deutschland, Europa und der Welt vom 25. bis 29. Mai 2016 in Leipzig zusammen, um gemeinsam zu beten, zu diskutieren und zu feiern.
Katholikentage sollen Spiegelbild des Lebens in der Kirche, aber auch Ort des Austausches sein.
Der 100. Katholikentag ist uns selbstverständlich willkommen, auch wenn und gerade weil die Region zum Kernland der Reformation gehörte und in Leipzig überwiegend Atheisten leben. Einer religiösen Gemeinschaft kann der Austausch mit Menschen, die ihren Glauben nicht teilen, aber sich offen zeigen zum Dialog, nur gut tun.
Gleichzeitig gehört Leipzig leider auch zu den armen Städten, die Probleme haben, ihre sozialen Pflichtaufgaben zu erfüllen. Gerade deshalb haben wir im Vorfeld der Veranstaltung die Zuschüsse von Bund, Land und der Stadt – insgesamt 4,5 Millionen Euro, eine Million Euro allein vom chronisch klammen Leipzig – kritisiert. Um im Bild zu bleiben: Diese Messe ist jedoch gesungen. Die notwendige Kritik an der Finanzierung darf den Blick auf die Chance des Dialoges nicht verstellen.
Deshalb werden auch wir als LINKE, Mitglieder und Abgeordnete, an einigen der zahlreichen Veranstaltungen teilnehmen. Die Berührungspunkte zwischen ChristInnen und der LINKEN sind groß. Viele ChristInnen engagieren sich auch in der Partei DIE LINKE. Die Gemeinsamkeit hat sich nicht zuletzt in der Welle der Hilfsbereitschaft für Menschen, die in Not zu uns kamen, gezeigt. Seite an Seite haben wir für unsere gemeinsamen Überzeugungen und Werte eingestanden: Weltoffenheit, Frieden, ein Leben in Menschenwürde, Respekt vor dem Leben und der Kampf für die Schwächsten in der Gesellschaft. Es war dabei egal, ob diese Werte nun aus einer christlichen oder sozialistischen Überzeugung heraus gelebt wurden. Diese offensichtlichen Anknüpfungspunkte wollen wir nicht negieren, sondern in Respekt im Dialog begegnen.
Wir begrüßen auch ausdrücklich, dass der Kirchentag Raum auch Themen bietet, die uns bewegen, die aber zunächst einmal nicht im natürlichen Interesse der Kirche erscheinen. So wird auf dem 100. Katholikentag in verschiedenen Veranstaltungen auch das Thema Laizismus und die Trennung von Kirche und Staat diskutiert. Ein Thema, das auch uns bewegt und das auf dem zeitgleich stattfindenden Bundesparteitag der LINKEN in Magdeburg diskutiert werden soll. Wir wissen, dass uns die Frage des Laizismus von der Institution Kirche trennt. Umso mehr freuen wir uns, dass dieses Thema nicht einfach ignoriert, sondern in der Unterschiedlichkeit debattiert wird. Wir brauchen die Bereitschaft, auch in trennenden Fragen den Dialog zu suchen. Und den Willen, beim Verbindenden trotz dieser Unterschiede zusammen zu wirken. Dies wurde auch anlässlich des Besuches des damaligen Bischofs Dr. Heiner Koch in der Linksfraktion in der gemeinsamen Erklärung von Landtagsfraktion und Bischöflichem Ordinariat vom 15. April 2014 bekräftigt. Darin findet sich unter anderem die Aussage des Bischofs, es gehe „darum, Brücken des Austausches zu bauen, dazu wird gewiss auch der 100. Katholikentag 2016 in Leipzig beitragen.“ (http://www.bistum-dresden-meissen.de/aktuelles/archiv-2014/bischof-koch-besucht-linksfraktion-im-saechsischen-landtag.html)
Wir heißen die Menschen aus aller Welt, die zum 100. Katholikentag zu uns kommen, herzlich willkommen in Sachsen und in Leipzig.
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