Durch die aktuelle Debatte um Inklusion wächst die Bedeutung von „Leichter Sprache“ in der Praxis. Immer mehr Online- und Printpublikationen von insbesondere Behörden, Bildungsinstitutionen, Sozial- und Betroffenenverbänden und politischen Parteien werden in leichter Sprache veröffentlicht. Vom 13. bis 15. April 2016 befasst sich die Tagung „’Leichte Sprache’ im Spiegel theoretischer und angewandter Forschung“ mit diesem Thema. Dazu eingeladen hat das Institut für Germanistik der Universität Leipzig. Etwa 90 Wissenschaftler und Praktiker aus Deutschland, Schweden, Finnland, Österreich und der Schweiz kommen zusammen, um aus interdisziplinärer Perspektive über diese Fragen zu diskutieren.
Der Einsatz „Leichter“ und „einfacher Sprache“ in der Praxis vollzieht sich noch immer relativ intuitiv, praxisbezogen und unabhängig von wissenschaftlicher Grundlagenforschung. Auch in der Wissenschaft wächst das Interesse an „Leichter Sprache“ stark, insbesondere in der kognitions‐ und textorientierten sowie in der sprachdidaktischen, pädagogischen und soziologischen Forschung. Über die Möglichkeiten, Menschen mit Lernschwierigkeiten durch „Leichte Sprache“ den Alltag in unserer Gesellschaft zu erleichtern, wird in der Politikdidaktik und von Praktikern der politischen und der inklusiven Bildung kontrovers diskutiert. Manche Fragen sind auch in der Forschung noch ungeklärt: Besonders empirische Forschung zum Textverstehen von Menschen mit Lernschwierigkeiten steht derzeit noch aus.
„Der Zeitpunkt scheint günstig für einen Dialog zwischen Wissenschaft und Expertinnen und Experten aus der Praxis“, sagt Prof. Dr. Ulla Fix vom Institut für Germanistik, die die Tagung mitorganisiert. „Der Bedarf ist auf jeden Fall gegeben: Um zu wissen, wie adressatenorientierte Texte besser dazu beitragen können, dass Sprache nicht als eine Barriere für gesellschaftliche Teilhabe erlebt wird, ist ein interdisziplinärer Austausch notwendig. Mit der Tagung wollen wir diesem Austausch ein Podium geben.“
Ziel der Tagung ist es, Antworten zu finden, wie Menschen über adressatenorientierte verständliche Sprache in gesellschaftliche Teilhabeprozesse, die ihnen bisher versperrt sind, einbezogen werden können. Es werden unter anderem Antworten gesucht, wie Politik für Menschen, die mit schwerer Sprache überfordert sind, sprachlich verstehbar und erfahrbar gemacht werden kann. Diskutiert werden müssen auch die folgenden Fragen: Wie viel Verständlichkeit und Partizipation ist durch „Leichte Sprache“ in den verschiedenen Lebensbereichen zu gewinnen? Wie können komplexe Inhalte vermittelt werden? Reicht dazu wirklich die Vermeidung bestimmt sprachlicher Ausdrücke und Strukturen? Oder braucht es nicht mehr als das, um zu erreichen, dass Inhalte verstanden werden und beim Leser „ankommen“? Ohne die Klärung solcher grundsätzlichen Fragen läuft „Leichte Sprache“ Gefahr, Angebote zu unterbreiten, die letztlich ihre Wirkung verfehlen.
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