Sächsische AutorInnen und Kulturschaffende möchten Unmenschlichkeit und Ausgrenzung, ob in Gedanken oder Taten, nicht länger sprachlos hinnehmen. Um ein Zeichen zu setzen, haben sie sich in der Initiative „Literatur statt Brandsätze“ zusammengetan und organisieren ehrenamtliche Lesungen und Veranstaltungen an Orten, die sonst wenig an Kultur angeschlossen sind.
„Ich denke, dass demokratische und kulturelle Teilhabe zusammenhängen. Wir möchten insbesondere junge Menschen und jene, deren Meinung noch nicht verfestigt ist, durch literarisch verarbeitete Themen zu eigenständiger Haltung und Empathie ermutigen“, sagt die Initiatorin Anna Kaleri.
Zu den Autoren, die bereits zugesagt haben, zählen Katharina Bendixen, Kerstin Hensel, Franziska Gerstenberg, Kerstin Becker und Jaroslav Rudiš.
Das Angebot richtet sich an Veranstalter außerhalb der sächsischen Großstädte, die sonst wenige Kulturveranstaltungen bei sich haben, sei es aufgrund der finanziellen oder geografischen Lage. Vereine, Gemeindevorsteher, Kirchgemeinden, Kindergarten- und Schulleiter können sich über die Webseite www.literatur-statt-brandsaetze.de anmelden, ebenso interessierte AutorInnen. Die Initiative hilft beiden Seiten in der Kommunikation und bei der Organisation. Zahlreiche Institutionen unterstützen „Literatur statt Brandsätze“, z.B. der Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller.
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„Ich finde es toll, dass Sie uns nicht vergessen, als Randlage“, sagt Heike Böhm, Bürgermeisterin von Rothenburg/Oberlausitz. Sie hat gleich die kleine Bibliothek des Ortes im Kopf und Möglichkeiten zum Publikmachen der Lesung über Radio, Homepage, Amtsblatt usw.
Angetan von der Initiative ist auch Christoph Kunze aus Johnsdorf im Zittauer Gebirge, und bleibt doch etwas skeptisch, wie sie angenommen wird. Der Urlaubsort mit 1600 Einwohnern und einem Altersdurchschnitt von 52 verfüge zwar über eine Gemeindebibliothek, die sei aber nur noch drei Stunden pro Woche ehrenamtlich geöffnet.
In Trossin am Rand der Dübener Heide gab es schon die eine oder andere ungewöhnliche Veranstaltung. Orte für Lesungen wie die Kita, die Feuerwehr, der Veranstaltungssaal oder das Mehrgenerationenhaus im Nachbarort fallen Bürgermeister Bringfried Otto ein; alles was man für eine Lesung braucht wie Mikrophon und Verstärker, wären leicht zu organisieren und die Reisekosten der Autoren, wenn sie nicht zu hoch seien, könnten aus der Gemeindekasse bezahlt werden.
Im südlichsten Zipfel Sachsens, in Schönberg im oberen Vogtland, findet sich ein Landgasthaus mit Saal für 60 Leute. Betreiberin Monika Berry ist von der Initiative begeistert. „Ich kann nur nicht sagen, wie groß die Begeisterung ringsherum ist.“ Letztendlich trage zum Erfolg bei, über die Auswahl des Autors und des Buches etwas zu treffen, das die Leute herauslockt.
Das Projekt wird zum ersten Mal auf der Leipziger Buchmesse am Buchmessesonntag, 20 März, 16:30 Uhr bis 17 Uhr, Forum Literatur Halle 5, Stand K600, der Öffentlichkeit vorgestellt.
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