Das Schuppentier ist laut Weltnaturschutzunion IUCN gegenwärtig das am häufigsten geschmuggelte Säugetier der Welt. Am morgigen Welt-Schuppentier-Tag wird dieser Umstand zentrales Thema zahlreicher Informationsveranstaltungen sein – so auch im Zoo Leipzig. Der Verein Rettet den Regenwald ist im Elefantenhaus zu Gast. Zwischen 10:30 und 16 Uhr können Besucher allerhand Wissenswertes über die Schutzbemühungen in Erfahrung bringen und um 11:45 Uhr an der Kommentierung und Fütterung der Ohrenschuppentiere durch die Tierpfleger teilnehmen. Außerdem besteht die Möglichkeit, den Schutz dieser hochbedrohten Tierart durch eine Unterschrift auf einer Petition des Vereins zu unterstützen.
Die Bestandszahlen sind dramatisch gesunken. Nach Schätzungen der IUCN wurden im laufenden Jahrzehnt ca. eine Million Tiere aus der Natur genommen. Vor allem in Ostasien werden die vier asiatischen Schuppentierarten intensiv gewildert, um sie auf den Märkten von Vietnam und China als Luxuslebensmittel und Zutat für die traditionelle chinesische Medizin anzubieten. Aufgrund der hohen Marktnachfrage in Asien hat sich mittlerweile ein internationaler Handel mit beunruhigendem Ausmaß etabliert, der zunehmend auch die afrikanischen Arten (4) in den Fokus der Wilderer rückt.
Im Jahr 2012 formierte sich in Folge der Entwicklungen die IUCN SSP Pangolin Specialist Group mit 70 Mitgliedern. Ein Aktionsplan umfasst strategische Maßnahmen, die weltweit zur Erhaltung der Schuppentiere dienen sollen, darunter die Stärkung des Gebietsschutzes, der Gesetzgebungen sowie die Schaffung eines Bewusstseins in der Bevölkerung, die Tiere nicht als Nahrungsquelle zu jagen. Alle vier afrikanischen und zwei asiatische Arten werden inzwischen als gefährdet geführt. Das Chinesische- und das Sundaschuppentier sind als vom Aussterben bedroht eingestuft.
„Als einziger Halter in Europa und als Mitglied der Pangolin Specialist Group haben wir ein großes Interesse daran, die Schutzanstrengungen vor Ort zu unterstützen, die Zucht in Zoos zu forcieren und die Öffentlichkeit über die Bedrohungslage zu informieren“, betont Zoodirektor Prof. Jörg Junhold. Der Zoo Leipzig wird in diesem Jahr zwei weitere Tiere aus dem Zoo Taipeh erhalten. Seit den Jahren 2007 und 2009 leben zwei Formosa-Ohrenschuppentiere, Tou Feng und Quesan, in Leipzig, bisher ohne Zuchterfolg.
„Mit den Neuankömmlingen möchten wir neue Verpaarungen vornehmen, in der Hoffnung, dass sie uns den ersehnten Nachwuchs bescheren, wir weitere Erkenntnisse über die wenig beforschte Art erhalten und dass perspektivisch eine Backup Population in weiteren Zoos aufgebaut werden kann“, so Junhold. „Die Lage in den Verbreitungsgebieten ist so dramatisch, dass nach unserer Einschätzung eine aktive Einflussnahme der Zoos dringend geboten ist. Die zu den Nahrungsspezialisten gezählten Schuppentiere gelten unter Fachexperten als besonders anspruchsvoll, weshalb sie nur selten in Zoos gezeigt werden.“
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