"Bereits mit der Verleihung des Theaterpreises des Bundes im Dezember hatte ich das Gefühl, dass 2015 das bisher erfolgreichste Jahr meiner Amtszeit ist. Jetzt, da wir die Zahlen bis Ende des Jahres vorliegen haben, bestätigt sich dieser Eindruck", so Jürgen Zielinski, Intendant des Theaters der Jungen Welt Leipzig auf der heutigen Pressekonferenz. "Bei uns trifft Quantität auf Qualität und ich freue mich, dass das Publikum unseren Weg der ästhetischen Herausforderungen mitgeht. Wir sind Theaterbotschafter für die Stadt Leipzig im In- und Ausland. Das alles ist, das kann man gar nicht oft genug betonen, ein Erfolg für das ganze Team, das dieses kleine Theaterschnellboot immer wieder zu Höchstleistungen bringt."
Auszeichnungen und Nominierungen stehen für diesen Erfolg. Morgen wird das Theater der Jungen Welt in Berlin mit dem erstmals vergebenen Theaterpreis des Bundes ausgezeichnet, der mit 80.000 Euro dotiert ist. Jürgen Zielinskis Regiearbeit “Ginpuin. Auf der Suche nach dem großen Glück” wurde für den Faust-Preis nominiert. Ein Stück, das besonders für die Arbeit des TdJW steht, denn die Theaterfassung nach dem Kinderbuch von Barbara van den Speulhof und Henrike Wilson stammt von der TdJW-Dramaturgin Winnie Karnofka.
Auch über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus ist das TdJW gefragt. Es war mit seinen Produktionen auf den wichtigen Festivals des Kinder- und Jugendtheaters zu Gast, etwa dem internationalen Festival “Augenblick Mal!” in Berlin, den Mülheimer Theatertagen, dem österreichischem “Schäxpir”-Festival, bei dem das TdJW mit seinen Busstücken präsent war, oder “Wildwechsel”, dem Treffen der ostdeutschen Kinder- und Jugendtheater. Aktuell erfolgte zudem die Einladung zu den Ruhrfestspielen 2016 mit gleich drei Stücken: “Fische und süßer Brei”, “König der Kinder: Macius!” sowie “Ginpuin. Auf der Suche nach dem großen Glück”. Hinzu kommen internationale Koproduktionen wie “Out of the Box // Pioneer” mit israelischen Theatermachern oder im Rahmen der Veranstaltungen der Kulturhauptstadt Europas Wroc?aw, wo das TdJW am 11. Juni mit einer szenischen Installation zu Gast sein wird. Auch mit Gastspielen ist das TdJW innerhalb wie außerhalb Deutschlands aktiv. Premiere war zu Beginn diesen Jahres ein Gastspiel von “Frühlings Erwachen! (LIVE FAST – DIE YOUNG)” in Winterthur, einem der renommiertesten Theaterhäuser in der Schweiz mit internationalem Programm.
In Leipzig entwickelte das Theater neue Projekte. Mit dem KinderKinderfest mit Kriegsspielplatz zur Uraufführung von “König der Kinder: Macius!”, dem Sommertheater auf dem Karl-Heine-Kanal und der Inszenierung von “Der überaus starke Willibald” im jüdischen Kulturzentrum Ariowitsch-Haus hat sich das Theater der Jungen Welt einmal mehr der Stadtgesellschaft geöffnet. Das TdJW hat sein Haus auch für Geflüchtete geöffnet. Zusammen mit dem Leipziger Flüchtlingsrat und dem Förderverein des TdJW wurden gemeinsam verschiedene Formate entwickelt. “Wir wollen nicht nur eine Willkommenskultur leben, sondern zugleich einen Ort des Kennenlernens und des Austausches schaffen”, so Jürgen Zielinski. Das TdJW organisierte etwa Besuche von Familien aus Wohnunterkünften, die per Busshuttle ins Theater kamen. Als vorläufiger Höhepunkt dieser Entwicklung steht am Ende dieser Spielzeit das partizipative Stück “Brennpunkt: X” von Nuran David Calis, bei der geflüchtete Theateramateure mit TdJW-Schauspielern gemeinsam auf der Bühne stehen werden.
Zudem konnten für anstehende Premieren namhafte Schirmherrinnen gewonnen werden: die sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration Petra Köpping übernimmt diese Aufgabe für “Brennpunkt: X”, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, für “Der Sturm. Lost in the Game”.
Eine besondere Erfolgsgeschichte ist die der Theaterpädagogik “Junge Wildnis”, die neben den klassischen Theaterclubs in dieser Spielzeit auch zahlreiche neue Formate angeboten hat, wie die Open Stage “Welt trifft Wildnis”, das journalistische Format von Kindern als “Theaterreporter” in Zusammenarbeit mit Deutschlandradio Kultur oder das interaktive Spiel “Besser Ich”, bei dem nicht Schauspieler sondern eben Theaterpädagogen künstlerisch im Klassenzimmer aktiv werden. Ein besonderer Höhepunkt war das Gastspiel des inklusiven Club Melo im Theater Minden. Ein Gegenbesuch des Mindener inklusiven Theaterclubs ist für Juni 2016 geplant. Partner der Clubs ist die Lebenshilfe in Leipzig und Minden.
Auch die Zahlen des Theater der Jungen Welt sind in der aktuellen Spielzeit hervorragend: Insgesamt besuchten 27.940 Besucher bis 31. Dezember die 322 Vorstellungen des Theaters der Jungen Welt, was einer Auslastung von 92,8 Prozent entspricht. 30 Prozent der Besucher nahmen an Familienvorstellungen teil, 10 Prozent kamen am Abend ins Haus am Lindenauer Markt und das Gros der zumeist jungen Besuchern an den Vormittagen. “Wir sind ein wahres Volkstheater”, bewertet Zielinski die Zahlen zumal das Publikum nicht nur zur Weihnachtszeit ins Haus strömt, sondern über das ganze Jahr. 15 Prozent der Vorstellungen fanden außer Haus statt, zumeist als Gastspiele. Das Puppentheater hat gemessen an den Besucherzahlen einen Anteil von 26 Prozent.
Auch die Theaterpädagogik erfreut sich ungebrochenen Zuspruchs: 3824 Besucher nutzten in dieser Spielzeit bereits die 174 theaterpädagogischen Veranstaltungen der Jungen Wildnis – also Publikumsgespräche, Familiensonntage, Theaterforschungslabore und dergleichen mehr.
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