Mit einem Fest auf dem Richard-Wagner-Platz endete gestern das Jubiläum "1.000 Jahre Leipzig". Hunderte Gäste waren gekommen, um den Geburtstag der Stadt zu würdigen. Denn auf den Tag genau vor 1.000 Jahren fand Leipzig Eingang in die Geschichtsschreibung - Thietmar, Bischof von Merseburg, verewigte am 20. Dezember 1015 die "urbs libzi" in seiner Chronik.
Krönender Abschluss: Mit LED-Ballons stellten 401 Menschen das 1.000-Jahre-Leipzig-Logo nach und damit einen Weltrekord auf. Das Zustandekommen der Bestmarke in der eigens neu eingerichteten Kategorie für die “größte leuchtende Zahl aus Menschen und Luftballons” wurde vor Ort von den beiden Richtern des Rekordinstituts für Deutschland Rolf Allerdissen und Olaf Kuchenbecker dokumentiert und noch am Abend bestätigt. Stellvertretend für alle Mitstreiter nahm Torsten Bonew, “Leipzig 2015”-Beauftragter der Stadt, die Rekordurkunde entgegen.
Und noch ein weiterer Weltrekord wurde heute Abend bestätigt. Der Notenspur-Förderverein e. V. nahm die Rekordurkunde für die “meisten gleichzeitig an einem Ort stattfindenden Konzerte” entgegen. Die Notenspur-Nacht der Hausmusik hatte am 21. November mit 60 parallelen Hausmusik-Angeboten die bisherige Bestmarke abgelöst.
“Wir sind die Stadt – dieses Motto überschreibt das Festjahr und auch den heutigen Abend trefflich”, zog Torsten Bonew Bilanz. “Es sind die Bürger, die Leipzig in der Geschichte immer wieder die entscheidenden Impulse gegeben haben. Bei der Ausgestaltung des Festjahres ist es uns gelungen, diesen Aspekt in den Mittelpunkt zu rücken. Ich denke da beispielsweise an die mehr als 200 Bürgerfeste in Leipzig und der Region oder auch an die Notenspur-Nacht der Hausmusik. Gerade diese Veranstaltungen, die von Bürgervereinen oder -initiativen mit viel Herzblut ehrenamtlich auf die Beine gestellt wurden, haben mich berührt. Insgesamt bin ich davon überzeugt, dass wir mit dem Festjahr ein neues Bewusstsein für die Geschichte dieser großartigen Stadt geschaffen haben.”
Zu den weiteren Programmpunkten des dreistündigen Geburtstagsfestes zählten eine LiveÜbertragung des Weihnachtsliedersingens des Thomanerchores, die Preview des neuen Schwarwel-Trickfilms “Leipzig von oben” und die Übergabe des “Codex Lipsiensis”, einer Abschrift der Bibel, die die Leipziger im Laufe des heutigen Tages in den Kirchgemeinden angefertigt hatten.
Realisiert wurde die Abschlussveranstaltung mit freundlicher Unterstützung von Papenburg. Die Primacom zeichnete für die Umsetzung der Live-Übertragung des Thomanerchores verantwortlich. Die GISA GmbH sponsert zudem die Dreharbeiten eines 360°-Videos vom Geburtstagsfest. Der Film ist Anfang der kommenden Woche auf http://www.gisa.de zu sehen.
Rückblick 2015
Seit nunmehr einem Jahr – der offizielle Startschuss fiel am 20. Dezember 2014 auf dem Marktplatz vor dem Alten Rathaus – spiegelte das Programm des Ehrenjahres die Facetten Leipzigs wider: Wirtschaft und Handel, Kunst und Kultur, Wissenschaft und Bildung, Sport, Religion und Geistesleben in Geschichte und Gegenwart. Rund 500 Veranstaltungen, darunter Konzerte, Ausstellungen, Messen und Kongresse, Lesungen, Führungen und vieles mehr, sorgten unter der gemeinsamen Dachmarke “Wir sind die Stadt” für ein abwechslungsreiches Programm. Das StadtFestSpiel “Lipsias Löwen” und die anschließenden StadtFestTage gehörten ebenso zu den Höhepunkten wie die Wiedereröffnung der Kongresshalle und das Festkonzert “Klassik airleben” mit dem Gewandhausorchester im Rosental. Auch die Ausstellungen “1015 – Leipzig von Anfang an” sowie “Leipzig beeindruckt – 500 Jahre Druck- und Verlagsstandort” müssen an dieser Stelle genannt werden. Nicht zuletzt hatten in 2015 weitere Institutionen allen Grund zu feiern. Unter anderem schrieben die Leipziger Messe (850 Jahre), die Nikolaikirche (850 Jahre), die Universitätsmedizin (600 Jahre), der Börsenverein des Deutschen Buchhandels (190 Jahre), der Allgemeine Deutsche Frauenverein (150 Jahre), die Berufsfeuerwehr (150 Jahre) und der Hauptbahnhof (100 Jahre) runde Zahlen.
Organisiert wurde das Festjahr durch den Leipzig 2015 e.V., einen durch Bürger getragenen Verein. Breite Unterstützung erhielt er quer durch die Stadtgesellschaft. Neben rund 1.000 Mitgliedern beteiligten sich zahlreiche Partner und Sponsoren an der Umsetzung.
Hintergrund “1.000 Jahre Ersterwähnung Leipzigs”
Das Jubiläum 1.000 Jahre Leipzig geht zurück auf Thietmar, Bischof von Merseburg (975/976-1018). Im siebten Buch seiner Chronik für das Jahr 1015 heißt es: “Dann erkrankte der wackere Bischof Eid, der eben mit großen Geschenken aus Polen zurückgekehrt war, und gab am 20. Dezember in der Burg Leipzig Christus seine treue Seele zurück.” Die von ihm erwähnte Burg (“in urbe libzi”) muss westlich der heutigen Großen Fleischergasse auf dem Hügel des damaligen Matthäikirchhofes gelegen haben. Eid war von 992 bis 1015 Bischof von Meißen – mit Thietmars Bericht über dessen Tod ist die früheste Nennung Leipzigs überliefert.
Dabei sind sich Historiker hinsichtlich der Verlässlichkeit des Berichts einig: “Die Chronik ist neben Widukinds ‚Sachsengeschichte’ eine der wichtigsten Quellen für die Ereignisse des 10. und 11. Jahrhunderts”, bestätigt Dr. Volker Rodekamp, Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig. Außerdem fügt er an: “Einige werden sich vielleicht noch an die 800-Jahr-Feier Leipzigs 1965 erinnern und wundern sich nun. Damals nahmen die Stadtväter eine Urkunde zu den städtischen Rechten Leipzigs zum Anlass, die zwischen 1156 und 1170 verliehen wurde. Dieses Jubiläum orientierte sich folglich an der Stadtwerdung Leipzigs und nicht an der Ersterwähnung des Ortes.”
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