Vor wenigen Tagen wurde der Stadtverwaltung Markranstädt bekannt, dass sich ein Investor mit dem Eigentümer des Hotels Gutenberg in Verkaufsverhandlungen befindet und eine Vermietung des Gebäudes als Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber an den Landkreis Leipzig beabsichtigt. Heute Vormittag verhandelten deshalb Bürgermeister Jens Spiske, die Erste Beigeordnete Beate Lehmann sowie die Stadtratsfraktionen mit Landrat Henry Graichen und Dr. Thomas Voigt, dem Zweiten Beigeordneten des Landkreises im Markranstädter Rathaus.
In konstruktiver und sachlicher Atmosphäre wurden die Standpunkte ausgetauscht. Mit Nachdruck stellten die Stadtverwaltung und die Fraktionen parteiübergreifend dar, dass eine Zweckentfremdung des Hotels den langjährigen Bemühungen entgegenstünde, den Tourismus als Wirtschaftsfaktor in Markranstädt zu fördern.
Nach einem zähen und kontroversen Verhandeln sowie Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten ist das Hotel als Standort für eine zentrale Unterbringung für Flüchtlinge vorläufig zurückgestellt worden. Der für die heutige Sondersitzung des Bau- und Vergabeausschusses im Landratsamt Leipziger Land geplante Abschluss eines Betreibervertrages für eine Not-/Gemeinschaftsunterkunft in Markranstädt ist bis zur ersten Januarwoche ausgesetzt, um Alternativen zu prüfen.
Anfang kommender Woche werden Stadtverwaltung, Bauordnungsamt und Ausländerbehörde des Landkreises andere Möglichkeiten für zukünftige Standorte für Unterkünfte für jeweils bis zu
200 Asylbewerber betrachten – dazu gehören die Nussbaum-Villa in der Nordstraße und eine weitere Gewerbeimmobilie.
Fakt ist, dass der prinzipielle Weg Markranstädts, Asylbewerber dezentral – also in Wohnungen statt Gemeinschaftsunterkünften – unterzubringen, wegen der großen Zahl der Flüchtlinge und der Kapazitätsgrenzen entsprechender Wohnungen nicht umzusetzen ist. Landratsamt, Stadt und alle Fraktionen zeigten darüber ihr Einvernehmen. Zentrale Einrichtungen werden auch in Markranstädt nötig sein, um die wachsende Anzahl an Asylbewerbern unterbringen zu können. Der Beigeordnete Dr. Voigt betonte, dass sich die Zuweisung an den Landkreis seit Jahresmitte verelffacht hat. Waren es im Juli 2015 noch 70 Personen pro Monat, sind es inzwischen 800 Flüchtlinge, die dem Landkreis monatlich zugewiesen werden sollen.
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