Am 10. Dezember 2015 wird im Ägyptischen Museum - Georg Steindorff - der Universität Leipzig die Ausstellung "Gegossene Götter. Metallhandwerk und Massenproduktion im alten Ägypten" eröffnet. Sie ist ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Ägyptischen Museum der Universität Bonn, dem Museum August Kestner in Hannover und der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha. Die Sonderausstellung, die bis zum 29. Mai 2016 geöffnet ist, zeigt unter anderem Funde einer Gusswerkstatt des 1. Jahrtausends v. Chr. und ihre Untersuchung mit verschiedenen bildgebenden Verfahren.
Vorgestellt werden auch erste Ergebnisse eines neuen interdisziplinären, tschechisch-deutschen Gemeinschaftsprojekts – eine Zusammenarbeit, die durch Mittel des Tschechischen Instituts für Ägyptologie an der Karls-Universität Prag und des Instituts für Chemie und Technologie (ICT) gefördert wird. Das Ägyptische Museum der Universität Leipzig stellt für die Analysereihen die altägyptischen Objekte zur Verfügung. Die Leipziger Sammlung verfügt über eine große Anzahl von Metallfunden des 3. – 1. Jahrtausends v. Chr., unter anderem aus den deutschen Ausgrabungen in Ägypten vor dem Ersten Weltkrieg in Abusir, Giza und Aniba.
Das Projekt zur frühen Metallurgie im Alten Ägypten konzentriert sich auf Funde der Zeit um 2700 bis 1300 v. Chr. Die Prager Ägyptologie wird durch den Archäologen Martin Odler vertreten. Die Analysen nimmt der Archäometallurge Jirí Kmošek vor. Verschiedene Untersuchungen werden am Institut für Mineralogie, Kristallographie und Materialwissenschaft der Universität Leipzig von Dr. Andreas König vorgenommen. In Leipzig wird das Projekt von Dr. Dietrich Raue, dem Kustos des Ägyptischen Museums der Universität, koordiniert.
Erste Untersuchungen brachten überraschende Ergebnisse: So wurden beispielsweise in einer Kupferschale des frühen 3. Jahrtausends v. Chr. hohe Vorkommen von Nickel entdeckt. Dies wurde bisher in Ägypten noch nicht beobachtet und kann für eine bislang unbekannte oder weit entfernte Lagerstätte der Erze sprechen. Andere Analysen stellten häufig die Legierung Arsenkupfer fest, die im Nahen Osten des 3. Jahrtausends v. Chr. nicht selten auftritt. Weitere Proben werden derzeit mit Röntgenfloureszens-Analysen am Institut für Nuklearphysik der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik untersucht. Im kommenden Jahr sollen zur Bestimmung der Lagerstätten Isotopenanalysen hinzukommen.
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