Der Wehrmedizinische Beirat der Bundeswehr verstärkt sich mit einem Leipziger Mediziner. Professor Dr. Stefan Langer vom Universitätsklinikum Leipzig ist ab sofort Teil des Gremiums. Der Leiter der Abteilung für Plastische-, Ästhetische und spezielle Handchirurgie kümmert sich vor allem um standardisierte Ablaufpläne bei Extremitätenverletzungen.
Rund 220.000 Menschen beschäftigt die Bundeswehr. Von Mitarbeitern am sicheren Schreibtisch bis zu den Soldaten, die in Auslandseinsätzen in Kampfhandlungen verwickelt werden. Entsprechend groß ist die Spannbreite der medizinischen Aufgaben, die zu bewältigen sind, um eine optimale Vorsorge und Versorgung zu sichern. Deshalb hat das Verteidigungsministerium ein Gremium aus 38 Medizinern gebildet, die der Bundeswehr beratend zur Seite stehen. „Das sind meist Mediziner aus einer Uniklinik“, sagt Professor Dr. Stefan Langer, Leiter der Abteilung für Plastische-, Ästhetische und spezielle Handchirurgie an der Leipziger Uniklinik. „Sie bringen die Expertise ein, die benötigt wird.“ Vier Mal im Jahr findet ein Treffen des Beirats statt.
Professor Langer gehört mit sofortiger Wirkung zum Gremium, als einziges Mitglied im Bereich Plastische Chirurgie und Handchirurgie. Er kümmert sich um das Management von Hand- und Extremitätenverletzungen oder Verbrennungen und entwickelt entsprechende Behandlungs-Algorithmen. Dahinter verbirgt sich ein standardisierter Ablaufplan je nach Art der Verletzung und Schweregrad.
Im Ernstfall müsse der Algorithmus ohne nachzudenken ablaufen, erklärt Professor Langer. „Das mag inhuman klingen, aber alles muss schnell, international und in einem austauschbaren Team klappen.“ Eine Standardisierung des Schockraummanagements nach ATLS (Advanced Trauma Life System) gehört auch in Leipzig zum Klinikalltag. „Wir leben das Trauma-Management hier an der Uniklinik tagtäglich.“ Ermöglicht wird die reibungslose Umsetzung bei der Bundeswehr auch durch identische Versorgungs-Container jeweils vor Ort. „Das ist so hoch standardisiert, dass Abläufe theoretisch auch von außen steuerbar sind“, so Professor Langer. Zudem werden Leitlinien für die zivil-militärische Zusammenarbeit erstellt, um Verletzte jeweils ohne Zeitverlust in ein vorab definiertes Krankenhaus zu überstellen.
Chirurgen, Mikrobiologen oder Experten für Giftgas gehören zum Gremium, das immer wieder den aktuellen Anforderungen gemäß verändert wird. „Es gibt immer mehr Frauen in der Bundeswehr, entsprechend sind heute auch Gynäkologen dabei“, erklärt Langer. Eine Berufung in das Ehrenamt erfolgt rein nach fachlichen Kriterien. Eine Affinität zur Bundeswehr ist nicht gefragt. „Man war sogar überrascht über meine Vorkenntnisse“, so der Chirurg. Er engagiert sich bereits bei Trainings für Soldaten, die vor einem Auslandseinsatz stehen.
Professor Langer freut sich auf die neue Tätigkeit im Wehrmedizinischen Beirat. Und der Wissenstransfer wird nicht einseitig ablaufen: „Wir lernen natürlich auch aus der Militärmedizin. Eine Rückübernahme von Wissen in zivile Krankenhäuser findet statt.“
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