Vor 77 Jahren, in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938, brach in Deutschland ein Sturm der Gewalt über jüdische Mitbürger herein. Sie wurden aus ihren Wohnungen geprügelt und verschleppt, ihre Geschäfte und Gemeindeeinrichtungen demoliert und ausgeplündert. In den frühen Morgenstunden des 10. November erreichte das Grauen auch Leipzig - u. a. wurde die große Synagoge der Jüdischen Gemeinde an der Gottsched-/Ecke Zentralstraße, die am 10. September 1855 eingeweiht worden war, in Brand gesteckt. Eine ganze Reihe von Veranstaltungen erinnert auch in diesem Jahr an die Reichspogromnacht.
Ab 16 Uhr werden am 9. November Stolpersteine in Leipzig geputzt und mit Mahnwachen an die Opfer des Holocaust erinnert. Gemeinsam mit dem Schirmherrn dieser Aktion, Prof. Cornelius Weiss, wird Oberbürgermeister Burkhard Jung um 16 Uhr am Stolperstein Dittrichring 13 an das Schicksal der Familie Frankenthal erinnern. Die Organisation der gesamten Aktion übernimmt der Erich-Zeigner-Haus e. V. (E-Mail: Kontakt@Erich-Zeigner-Haus-ev.de).
Nach dem Friedensgebet, zu dem um 17 Uhr, die Nikolaikirche einlädt, führt ein Kerzenweg zur Gedenkstätte Gottschedstraße.
Am Ort der zerstörten Synagoge, an dem seit 1966 ein Gedenkstein und seit 2001 ein Mahnmal an die furchtbaren Ereignisse vom November 1938 erinnert, sind die Leipziger um ca. 18:30 Uhr zur zentralen Gedenkveranstaltung der Stadt Leipzig gebeten. Oberbürgermeister Burkhard Jung, Küf Kaufmann, Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig, und Prof. Cornelius Weiss, Schirmherr der Gedenkaktion “Mahnwache und Stolpersteine putzen”, werden in Ansprachen an die Geschehnisse und Opfer erinnern. Nach dem Kaddisch-Gebet, das Gemeinderabbiner Zsolt Balla hält, werden am Denkmal Kränze niedergelegt und eine Schweigeminute gehalten.
An die Gedenkveranstaltung schließt sich um 19 Uhr ein Gottesdienst in der Thomaskirche mit Prof. Axel Denecke (Hannover) und dem Leipziger Synagogalchor unter Leitung von Ludwig Böhme an.
An den gebürtigen Leipziger, Holocaustüberlebenden und Träger der Leipziger Ehrenmedaille, Rolf Kralovitz (gestorben 21. Juni 2015), erinnert eine gemeinsam Veranstaltung der Ephraim Carlebach Stiftung und der Stadt Leipzig in der Alten Börse am 10. November, ab 19 Uhr. Nach einleitenden Worten von Dr. Kerstin Plowinski, Geschäftsführerin der Carlebach Stiftung, und Dr. Gabriele Goldfuß, Leiterin des Referats für Internationale Zusammenarbeit, hält Dr. Harry Stein, Kustos der Gedenkstätte Buchenwald, eine Gedenkrede. Nach der Laudatio kommt Bernd-Lutz Lange, Leipziger Autor sowie Gründungs- und Kuratoriumsmitglied der Carlebach Stiftung, zu Wort. Markleeberger Gymnasiasten der Rudolf-Hildebrand-Schule stellen ihr multimediales Projekt zum Leben und Schaffen von Rolf Kralovitz vor. Die Veranstaltung wird musikalisch umrahmt von Pianist und Komponist Hubertus Schmidt.
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