Das gestrige Benefizkonzert des Saalfelder Mädchenchores und der Schola Cantorum Leipzig im Neuen Rathaus erbrachte das beeindruckende Spendenergebnis von 1.100 Euro. Mit dem Geld wird die Arbeit des Leipziger Flüchtlingsrates unterstützt. Die etwa 90 Mädchen und jungen Damen begeisterten stimmgewaltig das Publikum mit einem vielseitigen Programm, von Allessandro Costantini, über Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms bis Benjamin Britten und Bob Chilcott. Über 200 Leipziger Bürger hörten ein erstklassiges Konzert und spendeten im Anschluss diese erfreuliche Summe. Das Konzert stand unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Burkhard Jung.
Beiden Chorleitern war die Umwidmung des bereits lang geplanten Konzertes zu einem Benefizkonzert für Flüchtlinge eine Herzensangelegenheit. “Ich stehe ganz persönlich etwas ohnmächtig vor den seit fast einem Jahr andauernden Demonstrationen und Gegendemonstrationen in unserer Stadt und frage mich, wohin das führen wird”, erklärte Marcus Friedrich, Chorleiter der Schola Cantorum Leipzig, zu Beginn des Konzertes. “Ich lese mit Unverständnis technokratische und polemische Statements von führenden Politikern über Asylrechtsobergrenzen. Ich bin fassungslos über die Hetze in sozialen Netzwerken, die von Randale bis Vergewaltigung reicht. Gerade mal fünf Stunden alt ist die Meldung über einen Brandanschlag auf eine Asylunterkunft in Thüringen. Unser Land, dem es zu kaum einer Zeit so gut ging wie heute, spielt offenbar verrückt. Ich danke ausdrücklich allen Chormitgliedern und deren Eltern, die heute Nachmittag hier Gesicht zeigen und Farbe bekennen. Danke auch an die Saalfelder, die nicht gezögert haben, als wir die Anfrage stellten, ob ein Benefizkonzert denkbar sei. Ich möchte auch herzlich all denen danken, die die heutige Veranstaltung mit ihrer Spende oder tatkräftiger Unterstützung ermöglicht und mit vorbereitet haben.”
Das gespendete Geld nahm die Sprecherin des Flüchtlingsrates Leipzig, Sonja Brogiato, entgegen. In ihrer Dankesrede schilderte sie die aktuelle Situation der Flüchtlinge in Leipzig: “In diesem Moment trifft in Leipzig ein Bus mit 50 Flüchtlingen ein. Sie werden eine Turnhalle vorfinden, mit Feldbetten, der Abstand der Feldbetten beträgt 50 cm. Ein Sichtschutz dazwischen ist nicht vorhanden. Sie werden aber auch saubere Unterwäsche und Schuhe vorfinden – nicht alle Flüchtlinge besitzen Schuhe – und Menschen, die sie freundlich empfangen und versuchen, Normalität und Alltag herzustellen.
Die derzeitige Flüchtlingssituation ist eine große Herausforderung für unser Land, das eben erst den 25. Jahrestag der Wiedervereinigung gefeiert hat. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Von Staat oder Verwaltung schnelle Antworten zu erwarten oder selbst aktiv zu werden: Ich bin selbst der Staat und es liegt bei jedem einzelnen von uns, dazu beizutragen.”
Dass die gesammelten Spendengelder von 1.100 Euro zu 100 Prozent an den Leipziger Flüchtlingsrat weitergereicht werden konnten, ist folgenden Unterstützern zu danken: Medienstiftung der Sparkasse Leipzig, Leipziger Bürgerstiftung, Kreuzer Medien GmbH, Saltoflorale, Konsum Leipzig, Freundeskreis Schola Cantorum Leipzig e. V., Julia Schubert, Falk Hoffmann, Stephan Schwardmann.
Die Schola Cantorum Leipzig (zu Deutsch: Singschule) wurde im Jahr 1963 als Kinder- und Jugendchor gegründet und arbeitet seit 1982 unter Trägerschaft der Stadt Leipzig. Heute singen und musizieren, angefangen von musikalischer Früherziehung über Spatzenchöre, Kinderchor, Mädchenchor bis hin zu Ensemble und Kammerchor, insgesamt 300 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in der Schola Cantorum.
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