Bei einem Besuch in Leipzig hat sich Dr. Eva-Maria Stange, Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, heute über die Unterbringung der Flüchtlinge in der Ernst-Grube-Universitätssporthalle informiert. In der mit 420 Liegen ausgestellten Notunterkunft sind derzeit 345 Kriegsflüchtlinge und Asylbewerber vorrangig aus Syrien, Iran, Nordafrika, Afghanistan und Pakistan untergebracht.
95 Prozent der Flüchtlinge sind Männer, aber es sind auch einige Familien mit Kleinkindern untergebracht, für die auf dem Sport-Campus zwei Familienzelte eingerichtet sind. Zudem gibt es ein Gebetszelt. Gemeinsam mit Uni-Rektorin Prof. Beate Schücking und Pro-Rektor Prof. Thomas Lenk traf Ministerin Stange Einsatzleiter Kevin Herrmann vom Johanniter Katastrophenschutz und Dolmetscher Jasser el Scheich vom Flüchtlingsrat Leipzig. Die Johanniter organisieren derzeit pro Schicht mit acht freiwilligen Mitgliedern der Hilfsorganisation ärztliche Betreuung, Essensausgabe und die Verteilung von Sachspenden. Der Flüchtlingsrat koordiniert den Einsatz der freiwilligen Leipziger Helfer und Studenten zur Betreuung der Flüchtlinge.
Ministerin Stange dankte den Johannitern und den freiwilligen Helfern für ihren Einsatz: “Es kann gar nicht hoch genug gewürdigt werden, wie sie sich hier freiwillig und ehrenamtlich darum bemühen, den Flüchtlingen einen erträglichen Aufenthalt zu ermöglichen. Sie sorgen dafür, dass die Unterbringung – auch wenn es eine Massenunterkunft ist – einen ruhigen und geordneten Eindruck macht.”
Einsatzleiter Kevin Herrmann schätzte ein: “Wir haben die Chaosphase hinter uns und beherrschen nun die Abläufe hier in der Notunterkunft. Dennoch ist die Abstimmung mit den unterschiedlichen Behörden oft nicht einfach, aber alle arbeiten derzeit auch am Limit.”
Dolmetscher Jasser el Scheich vom Leipziger Flüchtlingsrat bezeichnete die Stimmung in der Unterkunft als ruhig. “Die Flüchtlinge sind sehr verständnisvoll, wenn manche Dinge mal etwas länger dauern. Es gibt kein böses Wort.”
Wissenschaftsministerin Stange unterhielt sich auch mit fünf Frauen, die aus ihrer Heimat Syrien vor dem Krieg geflüchtet, seit Wochen unterwegs und nach Aufenthalt in mehreren Stationen nun in Leipzig angekommen sind. Die Frauen, darunter eine hochschwangere, berichteten von der Situation in Syrien, ihren zerstörten Häusern und Wohnungen, den Leichen auf den Straßen, ihrer wochenlangen Flucht. Sie baten um schnelle Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis, um Deutschunterricht sowie um Unterbringung in einer Wohnung. Ministerin Stange machte Hoffnung: “Die Staatsregierung arbeitet an einer Beschleunigung der Verfahren. Die sollen bald dezentral ermöglicht werden, damit die Flüchtlinge nicht für jede Untersuchung und jeden Behördengang zur Erstaufnahmeeinrichtung nach Chemnitz gefahren werden müssen.”
Das Wissenschaftsministerium prüft jetzt gemeinsam mit dem Uni-Rektorat und der sportwissenschaftlichen Fakultät, wie Ausweichmöglichkeiten für die universitären Nutzungen gefunden werden können, für die die Ernst-Grube-Halle derzeit nicht zur Verfügung steht.
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