Am Mittwoch, den 19. August 2015, trafen gegen 4:00 Uhr morgens 50 Geflüchtete in der Sporthalle der HTWK ein. Über Nacht wurde sie so zur Notunterkunft für Asylbewerber*innen aus dem Chemnitzer Zeltlager. Der Studentenrat (StuRa) bemängelt die plötzliche, intransparente Vorgehensweise des Sächsischen Ministeriums des Innern (SMI) und zeigt sich zeitgleich solidarisch mit den Geflüchteten.

Der starke Regen der letzten Tage bedingte eine anderweitige Unterbringung der bisher in der Zeltstadt in Chemnitz untergebrachten Geflüchteten. Nach einer Besichtigung der Sporthalle durch die Landesdirektion Sachsen am gestrigen Tag, musste diese im Anschluss innerhalb weniger Stunden für eine Unterbringung vorbereitet werden. Hier ist dem tatkräftigen Einsatz des Hochschulsports zu danken.

Der Studentenrat akzeptiert die Verwendung der großen Sporthalle (1.500qm) und möchte sich, ähnlich wie es an der Universität geschieht, um die Bereitstellung studentischer Hilfe kümmern.

“Wir unterstützen es, Flüchtlinge in ihrer schweren Situation mit allen uns möglichen Kräften zu unterstützen und den Maltesern beim Betrieb der Notunterkunft Arno- Nietzsche- Straße zur Seite zu stehen”, versichert der Sprecher des Studentenrates, Tom Sperschneider.

“Willkommenskultur, Toleranz und Vielfalt sind uns wichtig, nicht nur an unserer Hochschule, sondern in der ganzen Stadt. Wir möchten die Flüchtlinge und Asylbewerber*innen herzlich begrüßen, da wir wissen, aus welchen prekären Verhältnissen sie unter Einsatz ihres Lebens geflohen sind und wie wertvoll eine offene und pluralistische Gesellschaft ist”, fügt die Referentin für Hochschulpolitik, Cornelia Günther hinzu.

Der StuRa der HTWK fordert daher alle Angehörigen der HTWK auf, gemeinsam für eine solidarische Gesellschaft einzustehen und soweit ihnen möglich zu helfen. Wie bereits aus der Situation in der Ernst-Gruber-Halle deutlich wird, werden in Notunterkünften nicht nur Sachspenden wie Lebensmittel, Kleidung und Wäsche benötigt, sondern Fähigkeiten und Kompetenzen der unterschiedlichsten Art: Fahrdienste, Kinderbetreuung, Rechtsberatung oder einfach helfende Hände.

Vor allem Unterstützer*innen, die Sprachen wie Russisch, Arabisch oder Französisch übersetzen können, werden gebeten, sich bald nach Bezug der Unterkunft beim StuRa per eMail (sprecher@stura.htwk-leipzig.de) oder direkt im Büro (Geutebrückbau G101) zu melden.

Jedoch hat der Studentenrat bei aller Solidarität auch Kritik an der Situation übrig. So weist Sperschneider darauf hin, dass es in einer wirtschaftlich starken Nation wie Deutschland ein Armutszeugnis darstelle, Hilfe suchenden Menschen nur eine Massenunterkunft zur Verfügung zu stellen, die sich auch noch in Renovierungsarbeiten befindet. “Wir fordern eine dezentrale Unterbringung der asylsuchenden Menschen. Unsere Sporthalle ist besser geeignet als die Zelte in Chemnitz, aber eine menschenwürdige Unterkunft ist sie auf Dauer nicht. Der Freistaat hat es offensichtlich versäumt, notwendige Maßnahmen zeitnah zu ergreifen und muss nun auf Gebäude der Hochschulen zurückgreifen.”

Wie es mit den vielfältigen Sportangeboten für Studierende, Lehrende und Mitarbeiter*innen an der HTWK weitergeht, ist noch unklar. Bisher, so der Kenntnisstand in der Hochschule, sollen die Flüchtlinge für 5 Tage bei uns untergebracht werden. Zuerst einmal gehe es um die Organisation einer menschenwürdigen Unterkunft für Hilfsbedürftige, betont Cornelia Günther. “Wir alle freuen uns auf die Sportangebote im Wintersemester, doch jetzt gerade haben andere Dinge Priorität”.

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