Zum Antrag "Sexualbildung in den Schulen im Freistaat Sachsen modernisieren" (Parlaments-Drucksache 6/1539) erklärt Sarah Buddeberg, gleichstellungs- und queerpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Sächsischen Landtag: Homosexualität findet im Schulunterricht so gut wie nicht statt. Wenn dieses Thema nur im Zusammenhang mit AIDS-Prävention eine Rolle spielt, wird diese Lebensweise sogar ganz klar stigmatisiert. Hier findet also eine strukturelle Diskriminierung statt. Und dabei rede ich noch nicht mal von transidenten oder intergeschlechtlichen Kindern und Jugendlichen, die noch stärker marginalisiert sind.
Der Bericht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes aus dem Jahr 2013 kommt zu der Erkenntnis, dass die Schule der am meisten homophobe Raum ist – neben den Fußballstadien. Schlimm genug, was in Fußballstadien passiert – der prominente Fall Thomas Hitzlsperger, der sich bekannter maßen auch erst nach seiner aktiven Karriere öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt hat, ist symptomatisch. Nun kann sich aber jeder Mensch entscheiden, ein solches Stadion zu besuchen oder nicht. Damit ist das Problem der massiven Homophobie in diesem Sportbereich natürlich nicht gelöst.
Aber: Der Raum kann gemieden werden. Für die Schule trifft das eben nicht zu, es gibt Schulpflicht, und alle Kinder und Jugendlichen sind mit dort mit Homophobie konfrontiert. Was geschieht dort genau? Studien belegen: Über die Hälfte der nicht heterosexuellen Kindern und Jugendlichen sagen aus, Opfer von Mobbing zu werden. Homo- und transphobe Witze sind an der Tagesordnung. Nach wie vor ist der Begriff “schwule Sau” das meistbenutzte Schimpfwort in der Schule. Als “schwul” wird alles bezeichnet, was negativ und störend ist. Das Wort ist ganz klar mit einer Abwertung konnotiert.
Die Stellungnahme der Staatsregierung zu unserem Antrag ist ein Armutszeugnis. Sie machen es sich zu einfach, wenn Sie auf die Antwort zu unserem Antrag aus der letzten Legislatur verweisen. Von einer Regierung, die in ihren Koalitionsvertrag das Ziel der Akzeptanz sexueller Vielfalt aufgenommen hat, die eine Ministerin für Gleichstellung beruft, haben wir deutlich mehr erwartet. Wir brauchen eine schulische Bildung, die die gesellschaftliche Realität abbildet. Die Realität ist vielfältig. Diese Vielfalt muss in der Schule sichtbar werden. Erst dann können auch nicht-heterosexuelle Kinder und Jugendlichen ihr Recht auf Persönlichkeitsentfaltung wahrnehmen. Deshalb ist eine Modernisierung überfällig.
Rede-Manuskript komplett:
http://linksfraktionsachsen.de/media/directory/uploads/014_LTS_10062015_ALINKE_Sexualerziehung_sb.pdf
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