Am Montagnachmittag demonstrierten in Annaberg-Buchholz mehr als 200 Menschen unter dem Motto: "Für unbefleckte Abtreibung - Weg mit §218!", um feministische Inhalte in die Öffentlichkeit zu tragen. Anlass dafür war der sogenannte "Schweigemarsch für das Leben" von christlich-fundamentalistischen Abtreibungsgegner_innen.

Pauline Heinze vom Bündnis “Pro Choice Sachsen” erklärte, warum Menschen gegen diesen “Schweigemarsch” auf die Straße gehen: “Weil wir das Gefühl haben, das feministische Rechte, die erkämpft wurden, immer mehr bedroht werden, durch eine antifeministische Rhetorik die gerade sehr anschlussfähig scheint.”

Bei mehreren Kundgebungen während und am Ende der Demonstration wurde in verschiedenen Redebeiträgen das Recht auf Selbstbestimmung von schwangeren Menschen propagiert und deren bestmögliche Unterstützung gefordert. Die Pläne der Abtreibungsgegner_innen wurden als reaktionär und frauenfeindlich abgelehnt. Als besonders perfide stellt sich der Versuch der CDL (“Christdemokraten für das Leben”) dar, Schwangerschaftsabbrüche auf eine Stufe mit dem Euthanasieprogramm der NS-Zeit zu stellen. Eva Brackelmann, Vorsitzende der Frauen in der SPD Sachsen, sagte dazu: “Ich finde diesen Vergleich hochgradig unanständig.”

Bei “Schweigemärschen” wie etwa in Annaberg-Buchholz nehmen auch bekanntere Politiker_innen teil. Dieses Jahr nahm die Bundesvorsitzende der CDL Mechthild Löhr teil. Auf einer vergleichbaren Demonstation in Berlin lief u.a. die Europaabgeordnete der AfD, Beatrix von Storch, mit.

Schon am Erzgebirgsklinikum, dem Startpunkt der Fundamentalist_innen, wehte dem “Schweigemarsch” Protest entgegen. Eine kleinere Gruppe feministischer Demonstrant_innen erschien mit einem Transparent direkt vor der christlich-fundamentalistischen Demonstration und setzte so einen deutlich sichtbaren Kontrapunkt.

Auch an zwei weiteren Stellen, wo sich “Schweigemarsch” und Gegendemonstration begegneten, gab es lauten und kreativen Protest der feministischen Demonstrant_innen, um die reaktionären Forderungen der CDL nicht unwidersprochen zu lassen.

Nach der Abschlusskundgebung auf dem Marktplatz kam es kurzzeitig zu einem willkürlichen Eingreifen der Polizei, dass sich die Sprecherin des Bündnisses, Gloria Lust, nicht erklären kann: “Wir können die sinnlose Polizeigewalt nach dem Ende der vollkommen friedlichen Demo nicht verstehen. Offenbar sollen hier in Annaberg-Buchholz feministische Proteste in ein schlechtes Licht gerückt werden. Wir verurteilen das grundlose und gewaltsame Vorgehen der Polizei zutiefst.”

Zum Protest hatte das Bündnis “Pro Choice Sachsen” aufgerufen. Der Zusammenschluss mehrerer Initiativen und Vereine fordert unter anderem die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen, welche nach §218 StGB in Deutschland immer noch illegal sind und nur unter bestimmten Umständen straffrei bleiben. Weltweit gibt es immer wieder Versuche von Konservativen, bestehende gesetzliche Regelungen zu verschlechtern.

Weitere Informationen unter http://www.schweigemarsch-stoppen.de

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