Es ist eine gute, mehr als 20-jährige Tradition: Einmal im Jahr lädt die Stadt Leipzig ehemalige jüdische Einwohner und ihre Nachfahren zu einem mehrtägigen Besuch in die Messestadt ein. In diesem Jahr werden insgesamt 31 Gäste aus Israel, USA und Großbritannien erwartet. Darunter sind fünf in Leipzig geborene Zeitzeugen: Channa Gildoni, Stefani Segermann und Paul Alexander aus Israel, Eva Wechsberg aus den USA und Renate Bridenthal aus New York.

1935 geboren, lebte Renate Bridenthal mit ihren Eltern und dem zwölf Jahren älterem Bruder Harribald in der Gohliser Straße 29. Ihr Vater, ein jüdischer Pelzhändler, floh im September 1938 nach der Warnung eines Freundes mit der Familie vor den Nazis. Über die Tschechoslowakei, Frankreich und Panama erreichte die Familie 1940 New York. Ihr an schweren Depressionen leidender Vater nahm sich früh das Leben.

Weitere Teilnehmer des diesjährigen Besuchsprogramms stammen aus der zweiten und dritten Generation. Da viele Zeitzeugen aus Altersgründen nicht mehr oder nur in Begleitung nach Leipzig reisen können, wurde das Programm schon vor Jahren auch auf die Kinder und Enkel der Zeitzeugen erweitert. So bekommen auch die nachfolgenden Generationen einen Bezug zur Heimatstadt ihrer Familie und lernen das neue Leipzig kennen.

Für den Aufenthalt der Gäste vom 28. Juni bis 6. Juli hat das federführende Referat Internationale Zusammenarbeit ein abwechslungsreiches Programm voller Kultur, interessanter Begegnungen und Veranstaltungen vorbereitet. Am Montag treffen die Besucher bei einem Empfang im Neuen Rathaus mit Oberbürgermeister Burkhard Jung zusammen und tragen sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Ein Höhepunkt wird sicher das Zeitzeuginnengespräch, das im Rahmen der Jüdischen Woche stattfindet, von Renate Bridenthal und Hannelore Reintsch im Klinger-Forum am 2. Juli, 10 Uhr.

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