Das Festival "a cappella" 2015 war eine Rundreise. Von Norwegen bis nach Südafrika, vom Mittelmeer bis nach Asien ging es, und ebenso von explosiv-energetisch bis entschwebend-kontemplativ. Was Vokalmusik alles kann und ist - das Leipziger Festival zeigte es in seiner 16 Ausgabe erneut begeisternd.
Wiedereröffnete Veranstaltungsräume wurden als neue “a cappella”-Spielstätten erschlossen – die meisten davon bei den Konzerten randvoll -, neue Wege eingeschlagen, Premieren gegeben. Die Festivalväter amarcord wagten sich (erfolgreich) erstmals an einen Abend mit Werken von Franz Schubert und konnten die ersten musikalischen Gäste aus China und Südafrika für das Festival gewinnen. Diese wiederum – die Dong Singers und Ladysmith Black Mambazo – gewannen mit ihrer unverstellten Art und ihren spannenden, hier selten zu erlebenden Gesangskulturen die Herzen des Publikums. Ob weltbekannt oder noch unentdeckt, spielt dabei keine Rolle – die Begegnung war wichtig, gehört in den Rahmen eines neugierigen Festivals einer weltoffenen Stadt und gelang, weil man die Seele der Künstler kennenlernen konnte.
Stichwort Seele: Sjaella, eines der beiden Gewinnerensembles des Internationalen A CAPPELLA Wettbewerbs 2014 und Leipzigs ganzer Stolz im Bereich rein weiblicher Vokalgruppen, zeigte sich beim Preisträger- und zugleich Jubiläumskonzert zum 10-jährigen Bestehen des Ensembles (bestehend aus sechs Damen mit Altersdurchschnitt 22) von seinen besten Seiten – großartige Klangkultur, wunderbarer Witz, Frische und Reife zugleich. Ein durchaus denkwürdiger Abend. Kaum anders kann man es vom anderen Gewinner sagen: Die vier Herren von Delta Q aus Berlin platzierten bestes Vokal-Entertainment in die Leipziger Woge der Begeisterung. Die Proberaumkollegen von ONAIR triumphierten ebenfalls in der Messestadt, punkteten mit technischer Perfektion in puncto Stimme, Sound und Licht.
Strahlende Kostbarkeiten gab es außerdem von PUST aus Norwegen, deren einnehmende Klanglandschaften ihresgleichen suchen, und weitere selten zu hörende Repertoires aus Frankreich und Kroatien. Die Leipziger Kirchen boten den richtigen Raum für geistliche Werke des französischen Komponisten Jean Mouton und alte liturgische Gesänge der kroatischen Tradition von großer Intensität. Der wohl einzige zu “a cappella” passende Solokünstler neben Bobby McFerrin, der Italiener Marco Beasley, gab das erste Nachtkonzert des Festivals und das traditionelle Abschlusskonzert rundete die Konzertwoche durch seine Vielfalt und Qualität bestens ab.
Gut 7.780 Zuhörer kamen zu den 12 Konzerten des 10-tägigen Festivals in 10 verschiedene Spielstätten und den diesmal deutlich vermehrten Zusatzangeboten: Neben dem wie immer spannenden und vielseitigen A CAPPELLA Wettbewerb und dem dazugehörigen Workshop für die Wettbewerbsteilnehmer konnte das Publikum sich in drei Konzerteinführungen und drei Vorträgen an zusätzlichem Wissen laben, neue Erkenntnisse und weitere Eindrücke mitnehmen. Die Rundreise “a cappella” wurde so 2015 auch verstärkt zur Wissensfundgrube. Ein Weg, der fortgesetzt wird im nächsten Mai. Dann geht “a cappella” in Ausgabe Numero 17, wird wieder bunt, lebendig, bereichernd und höchst interessant werden. Das Publikum weiß das, spart nicht mit Zustimmung und versetzt so amarcord und ihr Festivalteam in große Dankbarkeit. Leipzig und “a cappella”, das muss, das gehört einfach zusammen. Oder, wie ein Freund aus dem Ensembleumkreis es so schön dreifachbödig ausdrückte: “Wenn nicht, wo denn hier?!”
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