Nachdem sich die ehemalige Leipziger Finanzbürgermeisterin und jetzige Bundestagsabgeordnete Bettina Kudla (CDU) für die städtische Fördersumme von einer Million Euro für den 100. Deutschen Katholikentag als angemessene Summe ausgesprochen hat, nachdem der Ex-Thomaspfarrer Christian Wolff all jene kritisiert, die einer Bewilligung eines städtischen Zuschusses in Höhe von einer Million Euro ablehnend gegenüberstehen, nachdem zwei Politiker der SPD-Stadtratsfraktion der Ansicht sind, dass es sich hier nicht um eine Förderung der römisch-katholischen Kirche, sondern um eine große Chance für die Stadt in der Außenwirkung handele, hat sich nun auch noch Oberbürgermeister Burkhard Jung in die Diskussion eingeschaltet: Es wäre die falsche Botschaft, wenn wir unsere Unterstützung für die katholische Minderheit versagen würden.
Nein Herr Oberbürgermeister, nein Frau Kudla und nein meine Damen und Herren, es geht nicht darum, ob Leipzig eine Minderheit nicht unterstützen soll. Natürlich ist es schön, wenn unsere Stadt viele Menschen aus ganz Deutschland und aus anderen Ländern zu Gast hat. Es ist schön, wenn sie Leipzig erleben können und nach ihrer Heimkehr über unsere schöne Stadt berichten. Es ist schön, wenn sie Feste hier feiern wollen. Es ist auch schön, wenn katholische Menschen, hier in der Diaspora, anderen zeigen können, wie sie leben, was sie träumen und was sie wollen.
Wenn es ohne missionarischen Ansatz geschieht, ist alles gut, ist alles richtig. Leipzig ist eine weltoffene Stadt. Der 100. Katholikentag ist uns willkommen, auch wenn hier überwiegend Atheisten leben, auch wenn wir hier unsere lutherisch geprägte Kultur und Geschichte pflegen und zur Wendezeit die evangelischen Kirchen voll waren.
Aber Leipzig ist leider auch eine arme Stadt, die Probleme hat, ihre sozialen Pflichtaufgaben zu erfüllen. Zurzeit gibt es in Leipzig über 43.000 Bedarfsgemeinschaften, für die wir Kosten der Unterkunft bezahlen. Es gibt immer noch knapp 22.000 langzeitarbeitslose Menschen, die sozial ganz unten stehen. Es gibt immer noch sehr viele Bürgerinnen und Bürger, die jeden Cent mehrmals umdrehen müssen, bevor sie ihn ausgeben können. Wie sollen wir diesen Leuten sagen, dass wir mal eben eine Million Euro für einen Kirchentag ausgeben?
Unsere Schulen und die Kindereinrichtungen dürsten geradezu nach finanziellen Zuwendungen, damit Sanitäreinrichtungen, Fenster und Brandschutz endlich auf den heutigen Standard gebracht werden können. Viele Straßen in unserer Stadt verdienen diese Bezeichnung nicht. Jeder Cent ist wichtig, der für ihre Instandhaltung frei gemacht werden kann.
Und ehrlich, profitiert denn die gesamte Stadtgesellschaft, wenn hier ein Fest stattfindet? Händlern und der Gastronomie sei es gegönnt, wenn sie gut verdienen. Aber wenn das der Stadtgesellschaft eine Million Euro kostet, muss die Frage erlaubt sein, ob der Gewinn für das Stadtsäckel wirklich höher ist. Wie würden wir uns eigentlich verhalten, wenn morgen Buddhisten oder andere Religionen Gleiches in gleicher Höhe verlangten?
Nein meine Damen und Herren, für eine Million Euro ist die Freude der meisten Leipziger über dieses schöne große Fest getrübt.
William Grosser
Stadtrat und wirtschaftsplitischer Sprecher
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