Die Landesfachschaftentagung sächsischer Chemiefachschaften (kurz ChemSa) stellt sich entschieden gegen die von der sächsischen Staatsregierung praktizierten Stellenkürzungen im Hochschulbereich. Die Regierung verweist mit Stolz auf die hohe Drittmittelquote der sächsischen Universitäten und betont nachdrücklich, dass dadurch die Grundaufgaben abgedeckt werden müssen und Landesmittel nur dem Defizitausgleich dienen.
Die Grundfinanzierung der Universitäten in Bezug auf unabhängige Forschung und Lehre ist jedoch eine Kernaufgabe des Freistaates Sachsen. Die bis 2020 zu kürzenden 1.042 Stellen verdeutlichen die anhaltende Unterfinanzierung der Hochschulen und stehen im klaren Widerspruch zu den erklärten Zielen der sächsischen Staatsregierung, den Wissenschafts- und Hochschulstandort Sachsen zu erhalten.
Die Chemiefakultäten und -institute leisten unter den aktuellen Bedingungen noch eine qualitativ hochwertige Lehre. Mittelsenkungen führen jedoch zu einer Verlagerung von Lehre auf drittmittelfinanzierte Stellen. Die dadurch häufig wechselnden Lehrenden und deren fehlender Fokus auf die Lehre bedingen zwangsläufig eine qualitative Verschlechterung. Diese tritt besonders in den drittmittelstarken Chemiefachbereichen zu Tage, da eine drittmittelfinanzierte Lehre häufig vertraglich nicht gestattet ist.
Die traditionell praxisnahe Ausbildung in der Chemie ist besonders kosten- und zeitintensiv. Mit den fortschreitenden Stellenkürzungen wird inzwischen aber die Anzahl der Angestellten im Mittelbau so gering, dass die Betreuung in den Laborpraktika nicht gewährleistet werden kann. Die Folgen daraus sind nicht ausreichend abgesicherte oder wegfallende Laborpraktika. Darunter leidet die Qualität sowohl der praktischen wie auch der theoretischen Ausbildung zukünftiger Chemikerinnen und Chemiker. Unter den schon jetzt überlasteten Lehrkapazitäten leiden zusätzlich das Lehramtsstudium und die Nebenfachausbildung, z. B. Medizin und Maschinenbau. Unter Verschärfung der aktuellen Bedingungen kann dieser Lehrexport bei teilweise über 200 % Lehrauslastung in den chemischen Fachbereichen nicht länger angeboten werden. Auch hochwertige Forschung wird nicht länger möglich sein, wenn dadurch der wissenschaftliche Nachwuchs in Sachsen fehlt.
Forschung und Lehre leiden insbesondere unter den strukturellen Defiziten der Universitätsbibliotheken. Als Folge sind inzwischen an allen Universitätsstandorten Journale und Abonnements gekündigt worden.
Die Anwerbung von hochqualifizierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wurde in Folge dieser Entwicklungen stark erschwert. Wenn der aktuelle Kurs der Staatsregierung beibehalten wird, ist die Zukunft von Lehre und Wissenschaft dauerhaft gefährdet.
Wir als Vertreterinnen und Vertreter aller sächsischen Chemiefachschaften sind stolz auf die vielfältigen Schwerpunkte in Forschung und Lehre an den verschiedene Standorten, die häufig nur noch auf das Engagement Einzelner zurückzuführen sind. Daher fordern wir eine Rücknahme der Stellenkürzungen, eine Anhebung der Grundfinanzierung auf das durchschnittliche Bundesniveau sowie eine Ausfinanzierung der Studentenwerke und Bibliotheken.
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