Im März 2014 startet ein vom British Council und Creative Scotland geförderter Künstleraustausch zwischen dem Künstlerresidenzprogramm HospitalfieldArts (Arbroath, GB) und dem Zentrum für zeitgenössische Kunst HALLE 14 in Leipzig. Im Rahmen des fünfmonatigen Austauschs werden drei Künstler aus Schottland teilnehmen und neben einem Stipendium, ein Studio in der HALLE 14 und eine Unterkunft gestellt bekommen.
Auf Einladung der HALLE 14 wird HospitalfieldArts die in Dundee lebenden Künstler Delia Bailie (März bis April), Valerie Norris (Mai bis Juni) und Mick Peter (August) nach Leipzig schicken. Sie sollen hier Zeit finden, fernab alltäglicher Verpflichtungen konzentriert an neuen Werken zu arbeiten und Leipzig erkunden, um neue Anregungen zu entdecken und Kontakte zur hiesigen Kunstszene zu knüpfen.
Zu den Künstlern:
Um ihren künstlerischen Ansatz zu verdeutlichen, erzählt die Malerin Delia Bailie (*1977) die Anekdote eines sichtbar aufgewühlten, jungen Mannes, der im Gang eines Busses steht. Obwohl es leere Sitze gibt, nimmt er immer diese in Anspruch, die schon besetzt sind. Jedes Mal, wenn der Bus hält, reißt er sich am linken Ohr und zählt drei Mal bis Drei. Zwanghaftes Verhalten wird oft als Behinderung angesehen. Bailie sieht jedoch im Erschaffen sich wiederholender Formen einen Akt von Katharsis. Sie nutzt die Verbindungen zwischen geschichteten und collagierten Materialien und die Manipulation von Pigmenten und Farben um zu ergründen, wie Gesellschaften mit den sichtbaren Aspekten des Menschseins und der Kollision von äußerer und innerer Erfahrung umgehen. In dem zweimonatigen Aufenthalt möchte sie sich auf eine neue Werkgruppe konzentrieren. www.deliabailie.com
Valerie Norris (*1972) arbeitet im Grenzbereich zwischen Malerei und Skulptur und experimentiert mit Verbindung und Zergliederung an den Schnittstellen zwischen Wirklichkeit und Einbildung, zwischen Natur und Kunstfertigkeit und zwischen dem Nachsinnen über das Transformationspotential von Objekten und alltäglichem Schutt. Ihre Werke entstehen aus Archivbildern, Fundobjekten, Gebrauchtwaren, Zitaten aus Magazintexten, Filmen, Mode, Musik, Natur, Literatur und Poesie. Im Zwischenspiel von Malerei, Objekten, Formen, Farben, Bildern und Texten entstehen neue Bedeutungsebenen mit Referenzen zu Kubismus, Konstruktivismus, Dada und Surrealismus. valerienorris.tumblr.com
Wenn es um das konzertante Zusammenspiel von Skulptur, Grafik und Text geht, ist Mick Peter (*1974) ein Virtuose: Wie auf einer Bühne verweisen Zeichnungen auf Details von Skulpturen. Durch die Skulpturen nehmen die gezeichneten Charaktere Gestalt an. Die Texte eröffnen eine Vielzahl an literarischen und mündlichen Bezügen. Die Skulpturen bilden wiederum die Bühne für die Erzählung der Texte und die Texte hauchen den Skulpturen Leben ein. Das Überraschungsmoment in diesem Kreislauf der Referenzen ist einem Anti-Realismus geschuldet, der alltägliche Objekte absichtlich falsch wiedergibt, wo die Illusion durch das Wissen um ihre Ersetzung zerstört wird. Fasziniert von Comics und der obskuren Welt des Science Fiction schafft Peter in Zeichnungen und Skulpturen ausgetüftelte, unerklärbare Szenen, die den Rahmen für einen Comic Strip, eine Illustration oder eine metaphysische Geschichte bilden könnten. www.mickpeter.com
HospitalfieldArts (Arbroath, Schottland, GB): Seit über 120 Jahren empfing das Hospitalfield House und dessen wundervolle Umgebung an der schottischen Nordseeküste Förderkünstler, Studierende, Lehrende, Schriftsteller und andere, die im weiten Feld zeitgenössischer Kunst, Design und kultureller Ideen arbeiten. Dieser Ort spielt eine zentrale Rolle in den Künsten und im kulturellen Klima Schottlands. Mit dem 2013 erneuerten Programm soll der Ansatz, Gegenwartskultur zu fördern und Fragen zur Rolle von Kunst und Kultur heute zu stellen, auch in der Zukunft fortgesetzt werden. hospitalfield.org.uk
HALLE 14 – Zentrum für zeitgenössische Kunst Leipzig (Leipzig, DE): Die HALLE 14 ist das gemeinnützige Kunstzentrum auf der Leipziger Baumwollspinnerei. Sie ist Schauplatz, Denkraum und Kommunikationsort für zeitgenössische Kunst. Als nichtkommerzieller Möglichkeitsraum stellt die HALLE 14 Engagement für die Kunst in den Dienst der Öffentlichkeit. Dies geschieht mit Ausstellungen, einer Kunstbibliothek, einem Stipendienprogramm und dem Kunstvermittlungsprogramm sowie in Zusammenarbeit mit Partnern, mit denen sie sich im gemeinnützigen Engagement für die zeitgenössische Kunst verbunden fühlt.
Der Künstleraustausch wird gefördert durch:
BRITISH COUNCEL www.britishcouncil.de und Creative Scotland www.creativescotland.com
Keine Kommentare bisher