Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) ist der Meinung, es könnte eine "Ausbildungspflicht" eingeführt worden. Jedenfalls müsse darüber diskutiert werden. Dazu sagt Rico Gebhardt, Vorsitzender der Fraktion Die Linke im Sächsischen Landtag: Viele Jahre wurde in Sachsen Jugendlichen de facto das Recht auf Ausbildung verwehrt, weshalb zig Tausende das Land verließen.
Nun verschärft sich im Niedriglohnland Sachsen der Fachkräftemangel, und infolge der demografischen Entwicklung bleiben zahlreiche Lehrstellen unbesetzt. Gleichzeitig ist der Freistaat mit einer Schulabbrecher-Quote von über zehn Prozent ständiger Negativrekordträger.
Menschen zu ihrem tatsächlichen oder scheinbaren Glück zwingen zu wollen ist mit den Grundprinzipien unserer freiheitlichen Gesellschaftsordnung unvereinbar. Wer in Sachsen regiert, muss 1) das Land von seinem Niedriglohn-Image befreien, das den fatalen Eindruck erweckt, eine Ausbildung habe gar keinen nachhaltigen materiellen Effekt für diejenigen, die sich dieser Anstrengung unterziehen, und 2) wirkungsvolle Maßnahmen zur Senkung der Schulabbrecher-Quote ergreifen, womit sich zugleich die Zahl potenzieller Auszubildenden erhöhen würde.
Nachdenken kann fehlendes Handeln nicht ersetzen. Deshalb führt der Vorschlag von Herrn Tillich auch in dieser Hinsicht in die Irre und kommt zur Unzeit. Er ist der Schnellschuss, vor dem er selber warnt. Damit sollte das Thema auch wieder erledigt sein.
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