Es ist schon sehr verwunderlich, dass gerade die Fraktion Die Linke sich derzeitig einem Baubeschluss für das Gymnasium Gorkistraße verweigert. Um es vorweg zu nehmen, wir schätzen sehr den Einsatz der Bürgerinnen und Bürger vor Ort, des Bürgervereins Schönefeld und der Elternvertreter der Grundschulen für dieses Gymnasium. Es ist vollkommen nachvollziehbar, dass die Wiedereinrichtung eines Gymnasiums den Ortsteil Schönefeld stärken würde.
Fraglich wäre jedoch für uns, ob nur wegen der Inbetriebnahme eines Gymnasiums dieser Ortsteil gleich einen Bevölkerungsaufschwung erleben würde. Derzeitig sagen die Prognosen für die Stadtteile Schönefeld, Mockau und Thekla eine Stagnation aus, wobei die Anzahle der Kinder und Jugendlichen zurückgehen soll. Im Gegensatz dazu besteht bereits jetzt im Leipziger Osten mit den Standorten in Engelsdorf, Paunsdorf und Mockau die höchste Konzentration an Gymnasialplätzen. Mit dem Gymnasium in Schönefeld würde sich die Situation weiter verschärfen.
Im Brockhaus-Gymnasium sind schon jetzt nicht alle Plätze ausgelastet. Da die Betreibung einer Schule und die Bereitstellung der notwendigen Lehrer durch den Freistaat Sachsen von einer von der Schulart abhängigen Zügigkeit und Klassenstärke abhängig ist, besteht bei der Nichterreichung dieser Kriterien der Mitwirkungsentzug. Was wäre den Ortsteilen im Nordosten und Osten geholfen, wenn wir neben dem bestehenden Gymnasium zwei weitere Gymnasien eröffnen würden? Die Gefahr der Schließung eines Standortes wäre nicht unreal.
Leider wurde bisher nicht geklärt, ob das Gymnasium Ost gebaut wird oder nicht. Auch kann es nicht zielführend sein, die Schüler der neuen Gymnasien mehrheitlich zwangsweise aus anderen Stadtteilen diesen Schulen zuzuordnen.
Neben diesen schulorganisatorischen Fragen gibt es weitere offene Fragen:
? Wo werden die zukünftigen Schüler des Gymnasiums an der Gorkistraße zukünftig den Sportunterricht absolvieren?
? Was wird die neue Turnhalle, der neue Sportplatz kosten? Wie soll dies finanziert werden bzw. wie soll die Finanzierung sichergestellt werden? Weder in der mittelfristigen Haushaltsplanung noch im Haushaltsplanentwurf 2014 sind derzeitig Mittel dafür vorgesehen.
? Warum wurde unter der Beachtung der zukünftig veränderten Schülerströme kein neues Schulwegsicherheitskonzept erarbeitet? Auch hierfür fehlen für gegebenenfalls notwendige Maßnahmen die finanziellen Mittel.
? Werden die in der Vorlage als notwendig genannten finanziellen Mittel wirklich für die Sanierung der Schulgebäude und die Herstellung des Brückenbauwerkes zwischen den beiden Gebäuden ausreichend sein? Schon jetzt sind die Kosten gegenüber der ersten Planung um 27 % exorbitant gestiegen.
Erst bei einer klaren, zufriedenstellenden Antwort auf all diese Fragen kann unserer Meinung nach eine nachhaltige und tragfähige Entscheidung zum Bau des Gymnasiums durch den Stadtrat getroffen werden.
All diese Fragen wurden durch die Mitglieder der Fraktion schon während der Beratung zum Planungsbeschluss eingebracht. Leider liegen die Antworten dazu bis heute nicht vor. Auch wenn wir derzeitig den Bau des Gymnasiums nicht mittragen, wird die Fraktion Die Linke die Aktivitäten des Bürgervereins und der Bürger vor Ort für einen attraktiven Ortsteil Schönefeld unterstützen. Wir halten u. a. eine Sanierung des Grundschulstandortes “Astrid Lindgren” und des Schulumfeldes für dringend erforderlich.
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