Liebe Schwestern und Brüder, die islamische Ahmadiyya-Gemeinde plant in Gohlis eine Moschee zu bauen, die auch äußerlich als solche erkennbar sein soll. Damit nimmt diese Gemeinde das Recht auf freie Religionsausübung in Anspruch, welches zu den Grundrechten unserer Gesellschaft gehört. Die Grundrechte sind ihrem Wesen nach unteilbar, sie gelten für alle, die in unserem Land leben! Insofern läuft mit den Planungen zu diesem Neubau ein absolut "normaler" Vorgang ab.
Den Neubau einer Moschee durch die Ahmadiyya-Gemeinde verstehe ich als Chance, weil diese islamische Richtung ausdrücklich Kontakt und Kommunikation mit anderen sucht und die spirituellen Aspekte des Islam nachdrücklich vertritt. Zum interreligiösen Podium beim Gedenken an die Völkerschlacht in der Nikolaikirche vertrat dies Abdullah Uwe Wagishauser, der leitende Geistliche dieser Gemeinde in Deutschland, klar und deutlich. Die Bereitschaft zu Kontakt und Kommunikation ist die Voraussetzung, auch schwierige Fragen miteinander zu besprechen.
Es ist inakzeptabel und verletzend, wenn mit teilweise jahrhundertealten Zitaten aus der Geschichte dieser Gemeinde ihre gegenwärtige Feindschaft gegenüber dem Christentum belegt werden soll. Wie würden wir reagieren, wenn die Äußerungen Martin Luthers, in denen der zur Verfolgung der Juden aufrief, als Beleg herangezogen würden für heutigen Antisemitismus unter den Protestanten?
Am Samstag, den 2. November, plant nun die NPD, Unsicherheiten und Ängste im Zusammenhang mit dem Moschee-Neubau für ihre rassistische und fremdenfeindliche Ideologie zu instrumentalisieren und unter dem Motto “Schöner leben ohne Moscheen” in Gohlis eine Kundgebung abzuhalten. Dem gilt es, ein deutliches Zeichen der Offenheit und Dialogbereitschaft entgegenzusetzen!
Deshalb bitte ich Sie, an den Mahnwachen vor der Friedens- und Michaeliskirche (11 bis 14 Uhr) und den Friedensgebeten in beiden Kirchen (12 und 14 Uhr) teilzunehmen. Es ist auch wichtig, auf der G.-Schumann-Straße, am Ort der geplanten Nazikundgebung zu zeigen: Wir lassen uns nicht Angst machen vor einer anderen Religion!
Denn: “Zur Freiheit hat uns Christus befreit.” (Gal. 5,1)
Martin Henker, Superintendent
Leipzig, am 30.10.2013
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