Dr. Eva-Maria Stange, stellvertretende Vorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag, erklärt: "Gutes Abschneiden beim Ländervergleich ist kein Ruhekissen. Längeres gemeinsames Lernen und qualitativ hohe Lehrerausbildung bleiben bildungspolitische Kernforderungen der SPD-Fraktion."
“Sachsens Neuntklässler sind beim nationalen Ländervergleich in Mathematik und Naturwissenschaften (MINT-Fächer) im Durchschnitt leistungsstärker als ihre Altersgenossen in den westlichen Bundesländern. Das ist erfreulich, aber auch nicht verwunderlich.
Seit den ersten nationalen PISA-Vergleichstests im Jahr 2000 ist dieses Phänomen für die ostdeutschen Länder bekannt. Die Ursachen sind sowohl in der methodisch fundierteren Lehramtsausbildung der heute noch in großer Anzahl unterrichtenden DDR-Lehrkräfte zu suchen, wie auch in dem nach wie vor hohen Stellenwert der Naturwissenschaften im Bildungsbewusstsein der ostdeutschen Bevölkerung. In den ostdeutschen Ländern unterrichten weniger fachfremde Lehrkräfte auch jenseits des Gymnasiums als im Westen. Ebenso zeigt sich, dass naturwissenschaftliche Inhalte früher und mit einer höheren Stundenzahl vermittelt werden.
Allerdings droht Sachsen, diesen Vorsprung zu verlieren. So weisen die Autoren der Studie daraufhin, dass der hohe Altersdurchschnitt und der bevorstehende Generationenwechsel die größten Herausforderungen für die ostdeutschen Länder sind. 80 Prozent der heutigen Lehrkräfte gehen bis 2030 in Rente. Hinzu kommt ein Mangel an gut ausgebildeten Lehrkräften in den MINT-Fächern. Schon heute greift das Sächsische Kultusministerium verstärkt auf nicht oder fachfremd ausgebildete Lehrkräfte zurück, um die Lücken zu schließen. Darum müssen wir jetzt handeln, um den zukünftigen Bedarf an qualifizierten Lehrerinnen und Lehrern zu decken. Nötig sind dazu eine qualitative Verbesserung der Lehramtsausbildung sowie Seiteneinsteigerprogramme, z.B. für Ingenieure und Naturwissenschaftler. Nur wenn es gelingt, die pädagogische Qualität der Lehrkräfte zu erhalten, besteht eine Chance, die deutschlandweiten Bildungsstandards in den MINT-Kompetenzen auf hohem Niveau zu erreichen.
Die Freude über die guten durchschnittlichen Leistungen der sächsischen Schülerinnen und Schüler wird jedoch erheblich getrübt: Denn auch in Sachsen bestimmt die soziale Herkunft entscheidend mit, welches Bildungsniveau ein Schüler erreichen kann. Kinder aus sozial schwachen Familien schneiden deutlich schlechter ab, als Kinder von Akademikern. Das frühe Aussortieren der Schüler auf Mittelschulen und Förderschulen trägt erheblich zu dieser sozialen Ungleichheit und Benachteiligung bei. Daher bleibt für die SPD-Fraktion im Sächsische Landtag das längere gemeinsame Lernen eine bildungspolitische Kernforderung.”
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