Die Katze ist aus dem Sack: das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst beugt sich dem Druck des Finanzministeriums und schließt bis zu 57 Studiengänge. Bis heute haben die Hochschulen die Personalkürzungsrunden der letzten zehn Jahre noch nicht kompensieren können. Bis 2020 sollen weitere ca. 1.000 Stellen an den Hochschulen gestrichen werden - und das trotz beachtlicher Studierendenzahlen, die allen Prognosen früherer Jahre zum Trotz weiter steigen.
Das erst 2012 in Kraft getretene Hochschulfreiheitsgesetz entpuppt sich an dieser Stelle einmal mehr als Makulatur. Die Hochschulen sind gezwungen, den einmal beschlossenen Stellenabbau umzusetzen. “Das gefährdet die Qualität von Forschung und Lehre und trägt zur Destabilisierung der akademischen Strukturen bei. Gestrichen wird offenbar nach Haushaltslage. Die Streichorgie wird daher vor allem die Studiengänge betreffen, die teuer sind, unabhängig von Qualität und Nachfrage”, so Anne Voß, Fachbereichsleiterin der Gewerkschaft ver.di. Anders dürften etwa die Schließungen der ingenieurtechnischen Studiengänge an der Hochschule Zittau/Görlitz, des Studiengangs “Pharmazie” an der Universität Leipzig oder der “Kartografie” an der TU Dresden angesichts des drohenden Fachkräftemangels kaum erklärbar sein. “Dabei haben vom SMWK neu erfundene Steuerungsinstrumente wie die sog. “Wissenschaftsräume” und “Campus Sachsen”, die regionale Wirtschaftsunternehmen in die Hochschulplanung mit einbeziehen sollen, sich an dieser Stelle als untauglich erwiesen”, so Voß weiter.
Selbst Sachsen-Anhalt, das in Sachen Schuldenabbau weit hinter dem Freistaat liegt, rudert bei der Schließung von Fakultäten in Halle und Magdeburg zurück. “Der Freistaat Sachsen könnte es sich leisten, die Grundausstattung der Hochschulen deutlich zu erhöhen. Eine ausreichende Finanzierung ist Grundvoraussetzung dafür, das Sachsen seinem Anspruch als Bildungsland auch künftig genügen kann” so Voß abschließend.
Personelle Engpässe betreffen zunächst junge Nachwuchswissenschaftler/innen mit Zeitverträgen. Aber auch im Verwaltungsbereich wird es eng werden. Leidtragende sind insbesondere die Studierenden. Ohne Not setzt die Staatsregierung die Zukunftsentwicklung des Freistaates erneut aufs Spiel.
Keine Kommentare bisher