Der Bau weiterer Windkraftanlagen in der Lausitz soll verlangsamt werden, weil, so der Geschäftsführer des Regionalen Planungsverbandes Oberlausitz-Niederschlesien, Peter Heinrich, der Energieertrag bestehender Anlagen mit 400 Gigawattstunden (Gwh) pro Jahr weit über dem geforderten Beitrag der Region von 280 Gigawattstunden liege.
Erst unlängst hatte Heinrich bei der Bundesvorstands-Sitzung der Domowina die energiepolitische Notwendigkeit der Umsiedlung von 1.500 Menschen zugunsten des Braunkohle-Tagebaus Nochten II behauptet.
Dazu erklärt Kathrin Kagelmann, Mitglied der Verbandsversammlung des Regionalen Planungsverbandes und Abgeordnete der Fraktion Die Linke im Sächsischen Landtag: Der Regionale Planungsverband Oberlausitz-Niederschlesien hat erst im März dieses Jahres sein Regionales Energie- und Klimaschutzkonzept beschlossen – noch bevor der sächsische FDP-Wirtschaftsminister wie weiland Don Quijote über den aktuellen Landesentwicklungsplan beim Ausbau der Windkraft eine Rückwärtsrolle hingelegt hat.
Danach kann der Planungsverband bereits im Jahr 2020 seinen Strombedarf mit ca. 64 % weit überwiegend durch erneuerbare Energie decken. Allein die Windkraft könnte bis dahin knapp 900 GWh liefern und damit fast das Doppelte, was der neue Landesentwicklungsplan vorsieht. Und es wären bis 2020 rechnerisch sogar knapp 100 % Erneuerbare drin, wie ein Maximal-Szenario beweist.
Für blinde Gefolgschaft gegenüber dem klimafeindlichen Kurs des sächsischen Wirtschaftsministeriums besteht sachlich kein Anlass. Aber politisch versucht man, den Zirkelschluss zum anstehenden Beschluss des Regionalen Planungsverbandes über die Tagebauerweiterung Nochten II halbwegs hinzubekommen. Der soll am 01.10. in Bautzen fallen und mit der Umsiedlung von 1500 Menschen dem Energiegiganten Vattenfall bis weit über das Jahr 2060 Kohleverstromung sichern. Wer aber im Planentwurf behauptet, die Kohleverstromung sei auf lange Sicht alternativlos, muss den Aufwuchs erneuerbarer Energie blockieren. Dabei werden gleichzeitig Chancen für neue, zukunftsfähige Wirtschaftskraft in der Region verspielt. Als Verbandsrätin werde ich mich am willfährigen Herunterkorrigieren der Ausbauziele für Erneuerbare Energien nicht beteiligen und die Fortschreibung des Braunkohleplans Tagebau Nochten ablehnen.
Vielmehr sollten wir verstärkt den Bürger-Dialog suchen, um Ängste abzubauen und frühzeitig Kompromisse zu suchen. Die befürchtete Verspargelung der Landschaft kann beispielsweise durch Repowering, also den Ersatz alter durch leistungsstärkere Windkraftanlagen, gemindert werden. Und wenn ein Teil des Ertrages eines Windrades direkt in die Tasche der Betroffenen oder die Gemeindekasse fließt, werden nachteilige Wirkungen, wie sie jede Form der Energieerzeugung mit sich bringen, eher akzeptiert. Bürgeranlagen zahlen sich damit für alle aus.
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