In seiner Rede zur Einbringung des Haushaltes in der heutigen Stadtratssitzung offenbarte Finanzbürgermeister Bonew einen tiefen Einblick in seine Vorstellungen von sozialer Gerechtigkeit: "Dass in Leipzig etwa ein Drittel der Eltern, die ein entsprechendes Betreuungsangebot für ihre Kinder in Anspruch nehmen, überhaupt keinen finanziellen Beitrag leistet, widerspricht jedoch meinen Vorstellungen von sozialer Gerechtigkeit."
Das bedeutet nichts anderes, als dass BM Bonew die Freiplätze abschaffen will. Freiplätze, die all jenen Kindern zur Verfügung stehen, die aus Familien mit geringem Einkommen oder mit mehr als drei Kindern stammen. Sollte sich Torsten Bonew damit durchsetzen, was der Stadtrat hoffentlich zu verhindern weiß, hieße das, dass bis zu 9.363 Kindern nicht mehr am Bildungsangebot der Kindertageseinrichtungen teilhaben dürfen, weil es sich ihre Eltern schlichtweg nicht leisten können.
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Das passt zur Herdprämie der Bundesregierung, aber wohl kaum zu einer Stadt wie Leipzig, die noch immer das Stigma der deutschen Armutshauptstadt trägt. Es bedeutet Ausschluss von Bildung für fast ein Drittel aller Leipziger Kinder. Bislang herrschte weitestgehend Konsens in Leipzig, dass gerade jene Kinder Bildung, liebevolle Betreuung und Teilhabe besonders benötigen, um ihnen eine faire Chance am Beginn ihres Lebens zu geben. Diesen Konsens hat BM Bonew heute aufgebrochen.
Die Linke ruft alle im Stadtrat vertretenen Fraktionen auf, sich dieser Ansicht mit aller Deutlichkeit entgegenzustellen. Ich erwarte das gleichfalls vom Oberbürgermeister, der ja immerhin der SPD angehört. Leipzig würde sonst um Jahre zurückgeworfen werden.
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