Es liegt der Eindruck nahe, dass einige sächsische Provinzpolitiker meinen, die UNESCO sei ein Tanzbär, den man am Nasenring beliebig durch das Dresdner Elbtal ziehen kann. Wie anders soll man die kaum zu überbietende Arroganz gegenüber dem UNESCO Welterbekomitee sonst verstehen, ultimativ deren Mitarbeiter nach Dresden zu zitieren und die erneute Zuerkennung des Welterbetitels für das Elbtal zu fordern.
Hat man doch jahrelang Warnungen in den Wind geschlagen und wider aller Vernunft eine Waldschlößchenbrücke über die Elbe als riesige Bogenbrücke gebaut. Wenn man den sächsischen FDP-Provinzpolitiker Holger Zastrow ernst nehmen sollte, käme jenes Ansinnen einer Brüskierung der Weltgemeinschaft gleich.
Für wie blöd halten Herr Zastrow und auch Wirtschaftsminister Morlok eigentlich die Fachleute in aller Welt, dass diese sich nicht anhand von Plänen ein Bild davon machen können, wie ein Bauwerk in der Realität aussieht. Man mag den Herren Zastrow und Morlok zugute halten, dass sie keine Baupläne lesen können. Computerbildanimationen sind indes selbst kleinen Kindern verständlich.
Offensichtlich sind Zastrows Sinne getrübt, wenn er ernsthaft behauptet: “Spätestens jetzt, da die Brücke steht, ist klar wie ungerechtfertigt und sinnlos die Aberkennung war. Aber Fehler kann man rückgängig machen”. Fehler hat nicht die UNESCO mit ihren für alle gleichermaßen verbindlichen Regeln gemacht, sondern Dresden mit seiner Arroganz. Hätten sich die Dresdner mit den UNESCO- und TU-Fachleuten an einen Tisch gesetzt, um eine dem Welterbe Elbtal würdige Brücke zu entwickeln, hätte mit Sicherheit im Zeitalter von Spannbeton ein guter Kompromiss gefunden werden können. Dann wären tatsächlich die von Frau Helma Orosz wie beim Märchen von des Kaisers neuen Kleidern herbei geredeten Sichtachsen entstanden. Kaum zu glauben, dass der Fehler in den nächsten Jahren korrigiert wird und eine mit der Elbtallandschaft verträgliche neu Brücke gebaut wird.
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Vielleicht hätte man bei den Altvorderen lernen können, die mit dem Blauen Wunder statt einer Bogen- eine Hängebrücke bauten und somit wenigstens in der Flussmitte eine Sichtachse hergestellt hatten. Obwohl 2008 verwarnt, wurde erst 2009 durch die UNESCO die Arroganz der Dresdner Oberbürgermeisterin, der Dresdner Landesdirektion sowie der sächsischen Justiz mit der Aberkennung des Welterbtitel abgewatscht . Offensichtlich haben einige Provinzpolitiker immer noch nicht begriffen, dass sie gegenüber der die Weltgemeinschaft in kulturellen, Wissenschafts- und Bildungsfragen vertretenden UNESCO keine Alleinvertretungsansprüche haben.
Vertragspartner in Sachen deutscher Welterbestätten und -räume sind ausschließlich die UNESCO und die Bundesregierung, welche auffallend zurückhaltend ist.
Leipzig sollte bei seiner Bewerbung um den UNESCO-Welterbetitel als Musikstadt mit den UN- und Bundesbehörden aktiv zusammenarbeiten und begreifen, dass es bei den Natur- und Kultur- Welterbestätten nicht vordergründig um den gewollten Effekt einer touristischen Vermarktung, sondern zuallererst um die Bewahrung einmaliger, für die ganze Menschheit wichtiger Natur- und Kulturräume, Bauten und Städte geht.
Bevor Dresden sich erneut um einen solchen Welterbestatus bemüht, wäre eine endlich zu beginnende intensive Selbstbesinnung nötig. Die Dresdner können sich über eine neue Straßenverbindung freuen. Einen Grund zum Feiern gibt es hingegen nicht.
Zur Meldung von Holger Zastrow:
Holger Zastrow (FDP): Unesco kann Fehler, Dresden von Welterbe-Liste zu streichen, nun rückgängig machen
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