Anlässlich des morgigen Internationalen Tages gegen Drogenmissbrauch erklärt Freya-Maria Klinger, drogenpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Sächsischen Landtag: In Sachsen ist seit einigen Jahren ein enormer Anstieg an Crystal-Konsument/innen zu verzeichnen. Diese Droge stellt die gesamte Suchthilfe-Landschaft, aber auch angrenzende Bereiche vor neue Herausforderungen.
Deshalb ist es richtig, mehr Fachkräfte für die Suchtberatungs- und Behandlungsstellen (SBB) zu fordern, aber aus Sicht der Linken nicht ausreichend.
Durch die besonderen Auswirkungen des Gebrauchs von Crystal und die große Breite der Konsumentengruppen – inzwischen hat diese Droge alle Gesellschaftsschichten erreicht – haben sich die Zugänge zur Suchthilfe stark verändert. Deshalb erreichen Schätzungen zufolge nur etwa die Hälfte der Crystal-Abhängigen überhaupt das Suchthilfesystem, denn das ist klassischerweise vor allem auf Opiatkonsument/innen ausgerichtet.
Täglich erreichen uns unzählige Meldungen aus Leipzig, Sachsen und darüber hinaus, die nicht immer gleich oder nie Eingang in den redaktionellen Alltag finden. Dennoch sind es oft genug Hinweise, welche wir den Lesern der “Leipziger Internet Zeitung” in Form eines “Informationsmelders” nicht vorenthalten möchten …
Die Klientenzahlen sind stark gestiegen, auch die Folgen der Sucht, die Langwierigkeit der Behandlung, das Ausmaß der individuellen Schädigungen und die Zugänge und allgemeinen Anforderungen an das sächsische Suchthilfesystem haben sich durch vermehrten Gebrauch der Droge massiv verändert. Die SBBs bilden das zentrale Element der sächsischen Suchthilfe. Die Mitarbeiter/innen in den SBBs arbeiten seit langem an der Grenze der Belastungsfähigkeit. Diese Belastung ist in den letzten drei Jahren vor allem durch Crystal nochmals deutlich gestiegen.
Da das Personal schon vor dem massiven Anstieg an Crystal-Konsumenten knapp war und der empfohlene Betreuungsschlüssel von 1 Suchtberater/in auf 20.000 Einwohner/innen nur in den drei Großstädten erreicht wird, ist ein Sofortprogramm zur Personal-Aufstockung sinnvoll. Das reicht aber nicht aus: Die gesamte Suchthilfestruktur und angrenzende Hilfestrukturen müssen sich den neuen Gegebenheiten anpassen. Denn inzwischen ist nicht nur die Suchthilfe direkt von dem Problem Crystal betroffen. Auch in der Jugendhilfe, Familienhilfe und anderen Einrichtungen der sozialen Daseinsfürsorge sorgt die aktuelle Crystal-Welle für einen deutlich erhöhten Arbeits- und Betreuungsaufwand und für zahlreiche neue Herausforderungen.
Wir fordern: kürzere Erstkontaktzeiten (max. 24h), Wartezeiten für Plätze in Entgiftung und Therapie müssen sich drastisch verkürzen (derzeit Wartezeiten bis zu sechs Wochen), Anpassung der Therapie- und Behandlungswege, eine bedarfsgerechte Anpassung von Behandlungskapazitäten, Personalausstattung und der Zeitbudgets für Beratung, Behandlung und Betreuung sowie eine bessere, unbürokratische Vernetzung in der Suchthilfekette, die niedrigschwellig und durchlässig ist und Quereinstiegsmöglichkeiten bietet. Der Freistaat Sachsen muss endlich den angekündigten Suchthilfeplan vorlegen und zeigen, wie er auf den neuen Hilfebedarf reagiert.
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