Mit dem OBM der Stadt Leipzig führte eine Leipziger Tageszeitung am 06.06.13 ein Interview, direkt nach dem für Leipzig glücklich überstandenen Hochwasser. Im Interview wurde er auch zu den kritischen Stimmen befragt, die es bezogen auf das bestehende technische Hochwasserkonzept gibt. Hier verlor das ansonsten immer eloquente Stadtoberhaupt die Contenance: "Ich habe keine Lust mehr, über Bäume und Zuwege zu den Deichen zu diskutieren!"
Die europäischen Naturschutzgesetze seien “zu scharf”, weshalb er das Thema beim Sächsischen Städte- und Gemeindetag einbringen werde mit dem Ziel, die Landesgesetzgebung zu ändern. Es müsse zukünftig möglich sein, unbürokratisch und schnell zu handeln. Im Klartext soll das heißen, man will dafür sorgen, EU-Vorgaben außer Kraft zu setzen.
Ja, Leipzig hat großes Glück gehabt, unter anderem auch deshalb, weil das neue Auslaufbauwerk in Zitzschen gerade eingeweiht wurde und in Funktion treten konnte. So wird es aber nie wieder funktionieren können, weil zukünftig die Aufnahmekapazität eines vollen Zwenkauer Sees nicht mehr so viel Zulauf erlauben wird. Das heißt: wenn weiterhin Leipzig nur auf höhere Mauern baut, wird es für alle Orte, die sowieso schon die geballten Wassermassen abbekommen haben am Ende dieser Befestigungen noch schlimmer werden als diesmal. Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, wie kann man sagen, ein Konzept sei stimmig, wenn damit das Problem lediglich verschoben wird, Leipzig dabei zwar gut wegkommt, die Nachfolgenden aber gnadenlos untergehen! Was ist das für eine Aussage, was für eine Haltung: Nach uns die Sintflut?
Statt zu überlegen, wie dafür gesorgt werden kann, dass die Fließgewässer im Bedarfsfall wieder mehr Raum bekommen, soll weiter ausschließlich zementiert, hochgezogen, zugebaut werden. Und dies soll, geht es nach des OBMs Vorstellung, zukünftig mit noch weniger Einspruchsrechten und damit mit noch weniger demokratischer Beteiligung auch anderer Interessen geschehen können!
Würden nicht weiterhin aller Orten ungebremst Flächen versiegelt und damit dem Wasser die Versickerungsmöglichkeiten genommen, bereits kleine Bächlein kanalisiert, sinnlose Gewerbegebiete betoniert und Wohngebiete in natürlichen Überschwemmungsgebieten ausgewiesen, könnte man dem Wasser zumindest teilweise den Platz geben, den es braucht. Damit würden die bestehenden Orte und Bauten zusätzlich zu schützen sein. Statt eines ausschließlich auf technische Lösungen setzenden Hochwasserschutzes ist ein großangelegtes Konzept gefragt, das alle Möglichkeiten in Betracht zieht, alle Betroffenen einschließt und weit über den eigenen Stadtrand hinaus bereit ist, Umweltschutz tatsächlich mit dem Schutz des Menschen “in Einklang zu bringen”, wie es im Interview, die wahre Intention des Interviewten beschönigend, heißt.
Und den Ton, auch das sollte uns klar sein, bestimmt am Ende die Natur – da können wir Menschen noch so mächtig bauen. Wenn wir die Natur nicht respektvoll behandeln und ihre Daseinsberechtigung in unsere Entscheidungen integrieren, wird es nicht der Mensch sein, der das überlebt. Bezieht man Kernaussagen des 7. Umwelttages im Kubus des UFZ Leipzig auf das Thema Hochwasserschutzkonzepte, wären Berücksichtigung und Einbezug der natürlichen Schutzmechanismen sinnvolle Maßnahmen im Interesse aller Beteiligten und Betroffenen: die immer weiter zurückgedrängten funktionstüchtigen Auenlandschaften sind per se ökologisch arbeitender Hochwasserschutz! Naturschutz sollte endlich zur Kulturaufgabe werden, eine von den Bürgern eingeforderte politische Aufgabe mit höchster Priorität.
Für NuKLA ist mit diesem Interview offensichtlich geworden, warum Leipzigs OBM seit Frühjahr 2012 auf keinen unserer Brief und keine unserer Frage geantwortet hat. Bereits im April 2012 schrieb NuKLA einen Brief an ihn persönlich. Darin erfragten NuKLA seine Haltung zum Leipziger Auwald als Einwohner und Bürger Leipzigs (Schreiben s. Anlage). Auch im Wahlkampf gab es keine Reaktion, obwohl NuKLA mehrfach höflich nachfragte. Stattdessen verweigerte die Stadt Leipzig NuKLA, im Auwald Unterschriften für die Petition gegen die Motorisierung der Auwaldgewässer “Auwaldschutz jetzt!” zu sammeln.
Weshalb sich bei NuKLA die Ent-Täuschung über die im Interview offenbar gewordene Grundhaltung des OBM zum Naturschutz in Grenzen hält.
Lesen Sie auch hier:
http://klassischekartoffelkonzerte.de/2013/06/wie-funktioniert-das-mit-dem-hochwasserschutz-nukla-fragte-nach
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